Die Orgelpfeifen in den bunten Bodys

■ Deutsche Meisterschaften im Kunstturnen in der Sporthalle Alsterdorf

Natürlich hat die göttliche Georgette Dee recht, wenn sie sagt: „Mehr ist mehr!“. Auf die Kunstturner trifft das nur bedingt zu. Denn zum einen gilt: Je kleiner der Turner, desto erfolgreicher ist er. Aber je mehr Muskeln er hat, desto besser.

Aufgereiht wie die Orgelpfeifen standen die besten deutschen Kunstturner am Mittwoch abend in ihren bunten Leibchen, im Dessous-Deutsch Bodys genannt, als sie sich dem fachkundigen Publikum in der Sporthalle Alsterdorf präsentierten.

Prächtig anzuschauen waren sie, die Kämpen gegen Bock und Barren: Breite Schultern, schwellende Muskeln und ein Waschbrett-Bauch. Vollständiglich dem Ideal von Davidoff & Co entsprechend. Diseuse Dee hätte ihre Freude gehabt.

Seit Mittwoch ist der Kleinste einer der Größten: Der neue Deutsche Meister im Olympischen Zwölfkampf heißt Marius Toba. Mit 109,95 Punkten gewann der 26jährige Hannoveraner nur knapp vor Andreas Wecker aus Berlin mit 109,35 Punkten. Dritter wurde Ralf Büchner, ebenfalls aus Hannover, mit 109, 15 Punkten.

Obwohl Andreas Wecker nur Vize wurde, kann der „Herr der Ringe“ mit dem Ergebnis zufrieden sein. Denn nach dem Pflicht-Programm lag der sechsfache Vizeweltmeister lediglich auf dem 4. Rang und patzte zudem am Seitpferd.

Fehlerfrei jedoch war auch Meister Toba nicht: Als er bei der letzten Übung am Reck danebengriff, landete er mit einem perfekten Bauchklatscher auf der weichen Gummimatte. Enttäuscht war jedoch Ex-Reck-Weltmeister Ralf Büchner, der nach der Pflicht noch in Führung lag, aber im Kür-Teil auf den 3. Platz abrutschte.

Neben „Super-Marius“, „Herr der Ringe“-Wecker und Reck-Ralf haben sich Uwe Billerbeck (Platz 4 mit 108,15 Punkten) und Jens Milbradt (Platz 5 mit 106,6 Punkten) für die Nationalmannschaft qualifiziert.

Edwin Feindt