■ Soundcheck: Blue Aeroplanes / Laurie Anderson / Mlimani Park Orchestra / Auktion
Gehört: Blue Aeroplanes. Eine schrecklich nette Familie, diese Band. Sänger Gerard Langley ist das Oberhaupt: Optisch einem blassen, zerzausten Uhu gleichend, kaut er die Worte, um sie kurz darauf auszuspucken. Mit stolzem Blick wacht er über seine jungen Musiker, die sich statt Gitarren ebensogut Ranzen umschnallen könnten. Anfangs brettern die Knaben noch rauh und aufmüpfig, doch allmählich entfaltet sich die Klasse der Band: Die brillante Konversation der drei Gitarren, zu der gar nichts anderes zu passen scheint als Langleys nörgelnder Sprechgesang. Und daß sie ihre Eigenständigkeit mit Auftritten in den - bei manchen - Platzangst erregenden Verhältnissen der kleinen Clubs bezahlen müssen, überspielen die Blue Aeroplanes charmant und souverän. Björn Ahrens
Gehört: Laurie Anderson: Ohne Laser und Videoprojektion, allein mit kleinen Synthis und Samplern gab Laurie Anderson am Mittwoch in der ausverkauften Fabrik eine „Lecture“. Keine übliche Song-Show, die Töne waren mehr die Folie, auf der die Performerin 90 Minuten aus ihrem Leben und seinen Merkwürdigkeiten erzählte. In ihrem typischen Sprachgesang rezitierte sie aus ihrem neuen Buch Nerve Bible: Erzählte von der Weltuntergangsprophetie der Großmutter, von amerikanischen Hinterwäldlern und balinesischen Prinzen, von Begegnungen mit spirituellen Kräften am realen oder den Medien am elektronischen Lagerfeuer und wie man eine Bratwurst im Hotelzimmer mittels eines Stromkabels brät. Am Ende gab's Applaus und eine Diskussion mit dem Publikum als Zugabe: Hinweise auf eine neue Doppel-CD im Sommer und den großen, intellektuellen Erlebnispark in Barcelona, den Laurie Anderson zusammen mit Brian Eno, Peter Gabriel, John Waters und anderen plant. hasch
Heute Abend: Mlimani Park Orchestra. Es war ein unglücklicher Zufall. Erst strich die Hamburger Plattenfirma Line die einzige in Europa erhältliche Platte der tansanischen Combo aus ihrem Programm. Einige Monate später geht die 12köpfige Big Band auf Europa-Tournee und ist auf einigen der renommiertesten Festivals präsent. Eine einmalige Gelegenheit bietet sich heute für die Liebhaber der Rhythmen aus Afrika. Musikalisch bewegt sich das Ensemble, das 1978 als Haus-Band des gleichnamigen Klubs in Dar-es-Salaam gegründet wurde, im Bereich des schwarzafrikanischen Pop. Luftige Gitarren-Riffs und Latin-Jazz Blasarrangements sorgen für eine tänzerisch explosive Mischung. Drei Gitarristen, zwei Saxophonisten und zwei Trompeter bürgen dafür.
Nikos Theodorakopulos
Fabrik, 21 Uhr
Heute abend: Auktion: Hinter dem kapitalistisch tönenden Bandnamen verbergen sich neun Musiker (auf dem Foto: Leonid Fedorov) aus Petersburg, wo sie schon 1985 für irritierte Hörnerven sorgten. Mit einer Melange aus astreinem Rock und einer satten Portion Funk bekannter gemacht. Zone, 21 Uhr
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