Verdammt gut abgewartet

■ Nach all den Jahren der Suche: Markus Stenz (29) wird der neue bremische Generalmusikdirektor

„Einer der begabtesten Dirigenten der jüngeren Generation, die es überhaupt gibt!“ So preist ihn Klaus Pierwoß, der Intendant des Bremer Theaters, und nicht nur er ist voll des Zutrauens: Markus Stenz, kaum 29 Jahre alt, wird nach Bremen kommen und hier das verwaiste Amt des Generalmusikdirektors ausüben.

Die Entscheidung fiel gestern nach zwei Jahren des ergebnislosen Zurrens und Zerrens, und selbst der schwer erschütterliche Pierwoß hat schon kaum mehr geglaubt, daß sich sowohl das Orchester als auch die Kultursenatorin als auch das Theater jemals auf einen Kandidaten einigen könnten.

Nun, da es geschehen ist, sind alle glücklich, daß am Ende nicht ein mittelmäßiger Allwetterdirigent übrig geblieben ist, sondern „eigentlich der Wunschkandidat“, wie Pierwoß meinte. Markus Stenz hat, obwohl jung an Jahren, bereits die „Londoner Sinfonietta“ geleitet, und er hat renommierte Orchester in den USA und in mehreren Ländern Europas dirigiert. Vor wenigen Wochen hatte er großen Erfolg mit seiner Einstudierung von Hans Werner Henzes „Bassariden“ an der Hamburgischen Staatsoper.

Überhaupt ist Stenz der zeitgenössischen Oper und insbesondere Henzen zugeneigt: 1988 dirigierte er dessen „Elegy for Young Lovers“ in Venedig, 1989 „The English Cat“ in Berlin, 1990 die Uraufführung der Oper „Das verratene Meer“ in Berlin, 1991 die italienische Erstaufführung an der Scala und die amerikanische Erstaufführung in San Francisco.

Daß ihn unser Staatsorchester trotzdem auf der Stelle haben wollte, lag vor allem an seinem Probedirigat am vergangenen Montag: „Das hat direkt gezündet“, sagt Pierwoß, der auch dabei war, „ein sehr zupackender Dirigent, kommunikativer als viele andere und überhaupt sehr erfrischend“.

Nun geht es mit Karacho in die Vertragsverhandlungen. Im Herbst 1995 könnte der Neue dann anfangen, Pierwoß will ihn aber „ab sofort in alle Planungen einbeziehen“. schak