Kritik an Atomplänen

■ Drosselt Japan Plutoniumprogramm?

Tokio (AFP) – Die japanische Regierung will ihr umstrittenes Atomenergieprogramm verlangsamen. Das geht aus einem Bericht der staatlichen Atomenergie- Kommission hervor, der gestern veröffentlicht wurde. Japan reagierte damit auf internationale Bedenken gegen den von ihm favorisierten Reaktortyp „schneller Brüter“, bei dem das zum Bau einer Atombombe notwendige Plutonium benutzt wird. Der Bericht sieht eine grundsätzliche Überprüfung des japanischen Atomenergieprogramms vor. Insbesondere wird empfohlen, den geplanten Bau von Atomkraftwerken und Wiederaufbereitungsanlagen mittelfristig zu verschieben. Der Bericht, der der Regierung als Entscheidungsgrundlage dienen soll, fordert jedoch nicht den vollständigen Verzicht auf den schnellen Brüter. Der Bau weiterer Forschungsreaktoren soll aber erst Anfang des nächsten Jahrzehnts und nicht schon Ende der 90er Jahre erfolgen. Erste kommerziell arbeitende Atomkraftwerke auf Plutonium-Grundlage sollen nicht vor 2030 ans Netz gehen; die Entscheidung über den Bau einer zweite Wiederaufbereitungsanlage erst 2010 gefällt werden.

Anfang Mai hatte der frühere Verteidigungsminister Kazuo Aichi bestätigt, daß Japan in der Lage aber nicht willens sei, Atombomben zu bauen. Neben Frankreich ist Japan weltweit das einzige Land, das auf den umstrittenen schnellen Brüter setzt. Der erste japanische Forschungsreaktor dieses Typs, Monju, war Anfang April in Tsuruga eingeschaltet worden.