Viel Rauch um den Drogenerlaß

■ Firmen wollen Drogentests vorschreiben / Bei Kiffen kann die Pappe weg sein / Heftiger Streit um Heroinfreizügigkeit

Berlin (dpa/taz) – So einfach mal einen Joint reinziehen kann ungeahnte Folgen haben. Regelmäßiger Drogenkonsum rechtfertigt grundsätzlich den sofortigen Entzug der Fahrerlaubnis, hat das Verwaltungsgericht in Koblenz entschieden. Denn die körperlich- geistige Leistungsfähigkeit eines Menschen werde durch den Genuß von Cannabis und Amphetaminen beeinträchtigt. Damit wies das Gericht den Antrag eines Mannes ab, der seinen Führerschein wiederhaben wollte, aber längere Zeit Haschisch, Marihuana und Kokain geraucht und geschnupft hatte.

Auch Auszubildende, die Drogen nehmen, können Pech haben. Bei VW in Wolfsburg beispielsweise, so meldet der Informationsdienst Arbeit & Ökologie, müssen Lehrlingsanwärter ihr Pipi abgeben, welches dann auf Drogenkonsum hin getestet wird. Bei 500 Ausbildungsplatzbewerbern stellten die Prüfer immerhin neun „auffällige Befunde“ fest. Bei der bayerischen Polizei soll das „Drogen- Screening“ schon lange zum betrieblichen Alltag gehören. Das könnte Schule machen: Wie das Flensburger Tageblatt berichtete, wollen drei schleswig-holsteinische Großfirmen nun nach US-amerikanischem Vorbild Rauschgifttests bei ihren Mitarbeitern verlangen.

Unterdessen ertönt überall heftiger Protest gegen den Plan des nordrhein-westfälischen Justizministers Rolf Krumsiek (SPD), den Besitz kleiner Mengen harter Drogen nicht mehr zu bestrafen. Der Deutsche Kinderschutzbund bezeichnete das Vorhaben als „fatal“, die Deutsche Hauptstelle gegen Suchtgefahren wetterte: „Überflüssig und schädlich.“ CSU- Generalsekretär Erwin Huber forderte gar den SPD-Vorsitzenden Rudolf Scharping auf, Krumsiek zur Ordnung zu rufen. Scharping müsse dafür sorgen, „daß in den eigenen Reihen nicht einer so macht und der andere so“. In einigen Bundesländern können Polizei und Staatsanwaltschaft allerdings bisher schon von Verfolgungen absehen, wenn Konsumenten von Heroin nur mit geringen Mengen erwischt werden.