DGB-Frauen mucken auf

■ Spontaner Protest gegen die Abservierung von Ursula Engelen-Kefer

Düsseldorf (taz) – „Sind Frauen unerhört?“ lautete der Titel eines Werkstattgespräches, zu dem der DGB gestern in sein Hauptquartier gebeten hatte. Viele Gewerkschaftsvertreterinnen konnten diese Frage offensichtlich nur mit „ja“ beantworten. Gleich zu Beginn der Veranstaltung, die sich der Suche nach neuen Leitbildern der Erwerbsarbeit und Modellen zur Auflösung der althergebrachten Geschlechterrollen widmen sollte, wurde Protest gegen die Mißachtung und öffentliche Diffamierung ihrer Kollegin Ursula Engelen-Kefer laut. Britta Naumann, Vorstandsmitglied der GEW, bezeichnete die Kollegen- und Medienhäme, die mal den Namen der Vizevorsitzenden zu „Quengelen- Keifer“ verfremdete, mal ihre kurzen Röcke monierte, als „Hexenjagd“.

Diese sei nicht allein den Medien anzulasten, sondern vor allem ein hausgemachtes Problem. Auch wenn keiner der Kollegen namentlich hinter seinen Aussagen steht, ist den Gewerkschaftsfrauen doch klar, daß so manche despektierliche Bemerkung aus den Reihen des DGB stammt. „Das alles kann Frauen immer wieder passieren, wenn wir nicht klarmachen, daß wir uns das nicht gefallen lassen“, warnte ÖTV-Kollegin Renate Knapper. Erste Gegenmaßnahmen wurden bereits ergriffen: So kursiert zur Zeit eine Unterschriftenliste, die auf der Wahl Engelen- Kefers beharrt. Schließlich habe Engelen-Kefer von allen Kandidaten den besten Eindruck gemacht. Die Gewerkschaftsfrauen sind entschlossen, sich nicht weiter kampflos abservieren zu lassen. Auch der DGB-Kongreß am 13. Juni, auf dem die Delegierten den vom Vorstand auserkorenen Kandidaten bestätigen sollen, wollen sie nutzen, um Stunk zu machen.

Die IG Medien hat Engelen- Kefer unterdessen als Nachfolgerin des verstorbenen DGB-Chefs Meyer vorgeschlagen. Der Gewerkschaftsrat der IG Medien beschloß gestern einstimmig, eine Kandidatur Engelen-Kefers zu unterstützen. „Wir meinen, es wird höchste Zeit, daß auch an der Spitze des DGB endlich eine Frau steht“, sagte IG-Medien-Chef Detlef Hensche. sos