Ginger-Salto und doppelte Schraube

■ Turnfest: Zwei Goldmedaillen für den „Herrn der Ringe“ Andreas Wecker

Kasamatsu, Sukahara - benannt nach ihren erfolgreichen Inventoren, gehören die Sprung-Elemente zum Kunstturnen der Herren wie das „Irlande: douze points“ zum Grand Prix de la Chanson. Sie belegen aber leider auch, daß die Deutschen schon lange nicht mehr die internationale Szene dominieren.

Den bekanntesten deutschen Beitrag, den Ginger-Salto, ein Doppelsalto am Reck mit doppelter Schraube, sowie seinen Erfinder Eberhard Ginger bekamen die rund 7000 ZuschauerInnen am Donnerstag abend beim Gerätefinale der Deutschen Meisterschaft in der Messehalle sechs des öfteren zu sehen. Obwohl wenige Größen der Deutschen Meisterschaft des vorigen Jahres wie der eingedeutschte Asserbaidschaner Valeri Belenki oder Mario Franke verletzungsbedingt ihre Titel nicht verteidigen konnten, besaßen die Sieges-Küren an den Ringen und am Reck Weltniveau.

Ralf Büchner und Marius Toba (beide TK Hannover) hatten je 9,4 Punkte vorgelegt, als Andreas Wecker, der „Herr der Ringe“, an sein Meistergerät trat. Sofort herrschte andächtige Stille, 14.000 Augen richteten sich auf den etwa 1,60 Meter großen Berliner. Seine atemberaubende Kür, deren schwierigste Elemente von einem Blitzlichtgewitter der zahlreichen Profi- und Hobbyfotografen begleitet wurde, bescherte dem neuen Deutschen Meister einen verdienten, donnernden Applaus vom Publikum und von den Kampfrichtern die höchste Wertung des Abends: Stolze 9,7 Punkte.

Eng wurde es auf dem Siegertreppchen, als die Goldmedaille für das Reck verliehen wurde. Gleich zwei Herren müssen sich den Titel teilen: Sowohl Karsten Oelsch (SC Cottbus) als auch Ralf Büchner wurden mit je 9,5 Punkten bedacht. Zu recht, denn spektakuläre Flugteile wie den Kovács-Salto beherrschten die beiden Männer perfekt.

Ebenfalls zu Deutschen Meisterehren kamen Jan-Peter Nikiferow (SC Berlin / 9,4 Punkte) am Boden, Jens Milbradt (SC Berlin / 9,4 Punkte) am Seitpferd, Maik Krahberg (SV Halle / 9,45 Punkte) am Sprungpferd. Und Andreas Wecker (SC Berlin) holte sich seine zweite Goldene am Barren mit 9,45 Punkten.

Der große Abräumer war allerdings Sergej Pfeifer (TK Hannover) bei der parallel laufenden Deutschen Meisterschaft der Jugend: Viermal Gold und einmal Silber wurden dem 17jährigen mit den kanariengelben Haaren um den Hals gehängt, und das für Küren, die etliche ältere Kameraden richtig alt aussehen ließen. A new star is born? Maybe, denn wie sangen seine Fans so schön: „Nichts ist Hannover - Sergeeej!“

Edwin Feindt