„Das sind soziale Verbrecher“

■ Protest von 500 LemwerderanerInnen bei Dasa-Verhandlungen

„Das Maß ist voll, wir können nicht mehr“, rief der Dasa-Betriebsrat Erwin Nowak in die Menge. „Wenn es bis zum Treffen am 2.Juni kein Ergebnis gibt, kann der Betriebsrat für nichts mehr garantieren.“ Am 213.Tag ihres Arbeitskampfes gegen die drohende Schließung ihres Dasa-Werkes Lemwerder waren gestern etwa 500 Beschäftigte nach Bremen gekommen, um vor dem „Scandic Crown Hotel“ ordentlich Krach zu schlagen.

Im Hotel saß nämlich die „Einigungsstelle“ der Dasa: Geschäftsführung und Gesamtbetriebsrat an einem Tisch, um turnusgemäß über das Entlassung- und Stillegungspaket der Dasa zu verhandeln, nach dem bundesweit etwa 10.000 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. In den regelmäßigen, fast wöchentlichen Verhandlungen regt sich wenig. Die Entscheidungen fallen schließlich – wenn überhaupt – inzwischen auf der Ministerpräsidentenebene. „Die Geschäftsführung wollte heute ein Konzept für Lemwerder vorlegen, aber das haben sie nicht getan“, meinte Siegfrid Will von der IG Metall aus Lemwerder.

Seitdem abzusehen ist, daß sich die Dasa von ihren Plänen zum Rückzug aus Lemwerder kaum abbringen läßt, wird der Ton bei der Belegschaft merklich schärfer. „Bisher haben wir einen ordentlichen Arbeitskampf geführt, aber wir können auch anders“, hieß es unter dem ohrenbetäubenden Krach von Hupen und Preßlufttröten in der engen Wachtstraße. Dem Demonstrationszug durch die Stadt trug ein Arbeiter ein großes Kreuz mit einer daran hängenden Puppe in Dasa-Arbeitskleidung voran. „Wir von der Belegschaft sind noch lange nicht fertig“, hieß es und an die Adresse der Dasa-Geschäftsführung. „Diese sozialen Verbrecher sollten daran erinnert werden, daß Eigentum verpflichtet.“

Einer von ihnen, Ulrich Heider von der Dasa-Geschäftsführung, stellte sich kurz den erbosten LemwerderanerInnen: „In der Gesamtsituation des Unternehmens gibt es keine wesentliche Veränderung im zivilen oder militärischen Breich. Wir werden uns bemühen, alles, was auf den Tisch kommt, zu prüfen.“ Zu deutsch: Die Dasa bleibt auch in den Verhandlungen über einen Interessenausgleich in der Einigungsstelle bei ihrem harten Kurs.

Trotz der Riesenwut der Beschäftigten – die Demonstration verlief planmäßig. Und auch als der Vorschlag gemacht wurde, so lange vor dem Hotel auszuharren, bis es endlich ein Konzept gebe, griff der Betreibsrat schnell ein und bog die Idee ab. Lieber sollte man auf dem Rückweg noch vor der Deutschen Bank demonstrieren – die habe schließlich bei der Dasa das entscheidende Wörtchen mitzureden.

bpo