„Recht auf Eingreifen“

■ Mehrere tausend auf Antifa-Demo / Acht Festnahmen und 35 Verletzte

Der Polizeisprecher lobte die Besonnenheit der Organisatoren. Es habe nur „ein paar Mißverständnisse“ bei der Demo eines Bündnisses gegen die „Kriminalisierung des antifaschistischen Widerstandes“ gegeben. Eines der Mißverständnisse war wohl die Begleitung des Zuges durch ein Großaufgebot der Polizei. Während sich die BeamtInnen auf dem Ku'damm, von wo aus mehrere tausend TeilnehmerInnen am Samstag loszogen, noch zurückhielt, bildeten sie später ein Spalier. Vorausgegangen waren Rangeleien vor zwei besetzten Häusern, von wo aus Flüssigkeiten verschiedener Konsistenz auf die Ordnungshüter niederprasselten. Von einem Spalier könne nicht gesprochen werden, sagte dagegen ein Beamter. Vielmehr hätte man einen Kern „begleitet“, in dem Gewalttäter vermutet wurden.

Die „Begleitung“ dauerte bis zum Abschluß vor dem Moabiter Knast an. Das Antifa-Bündnis wollte mit dem Motto „Das Recht auf Eingreifen“ auch die Menschen auf der Straße ansprechen. Das sei anfangs auch gelungen, meinten die Organisatoren. 4.000 bis 5.000 Leute seien bereits mitgezogen, „Tendenz steigend“. Das rigorose Vorgehen der Polizei habe dies dann zunichte gemacht. Deshalb hätten auch viele TeilnehmerInnen den Zug vorzeitig verlassen. Vor dem Knast in Moabit waren es noch etwa 1.000. Dort solidarisierten sie sich mit sechs türkischen und kurdischen ImmigrantInnen, die wegen des Verdachts des Mordes an dem Rechtsextremen Gerhard Kaindl in Untersuchungshaft sitzen. Leuchtspurmunition flog in den Gefängnishof, einige Polizisten prügelten sich mit DemonstrantInnen.

Im Anschluß an die Demo „begleitete“ die Polizei die DemonstrantInnen zur U-Bahn-Station Turmstraße. Dabei gab es noch mehrere Zwischenfälle, angeblich durch Provokationen der Polizei. 35 DemonstrantInnen seien verletzt worden, hauptsächlich durch Faustschläge ins Gesicht. Insgesamt gab es acht Festnahmen, so die Polizei. Alle Festgenommenen seien wieder auf freiem Fuß. Martin Hörnle