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Trotz Autotunnel bleibt Straßenstück

Bürger werden seit gestern an den Verkehrsplanungen im Tiergarten und Spreebogen beteiligt / Entlastungsstraße soll nur teilweise entfernt werden / Bürgerinitiativen protestieren  ■ Von Dirk Wildt

Der Tiergarten wird nicht autofrei. Die Entlastungsstraße, die durch den Bau eines drei Kilometer langen Straßentunnels ersetzt werden sollte, wird nun doch nicht vollständig abgerissen. Das geht aus dem gestern eröffneten Bürgerbeteiligungsverfahren zu den Verkehrsanlagen im sogenannten Zentralen Bereich hervor. Bislang sollte der Autoverkehr auf der in Nord-Süd-Richtung gelegenen Straße vollständig unter die Erde verbannt werden, um das im Spreebogen entstehende Regierungsviertel vom Durchgangsverkehr zu verschonen.

Doch nach den gestern ausgelegten Planunterlagen, die jeder Bürger bis zum 24. Juni in einer Lagerhalle an der Möckernstraße auf dem Anhalter Güterbahnhof einsehen kann, soll nun der nördliche Teil der Entlastungsstraße – die vierspurige Moltkestraße – erhalten bleiben. Der Autoverkehr kann so auch nach Fertigstellung des Regierungsviertels über die heutige Moltkebrücke in den Tiergarten hineinfahren. Offiziell soll dieses Stück nur als Zufahrt zum Parlament dienen, doch offenbar können Autofahrer künftig die Verbindung als Schleichweg über die Scheidemannstraße und John- Foster-Dulles-Allee zum Großen Stern nutzen. Gemeinsam mit der im Spreebogen geplanten Kronprinzenbrücke entstünde damit sogar eine neue Straßenverbindung vom Großen Stern durch den Tiergarten zum Bezirk Mitte.

Das Beteiligungsverfahren zum Eisenbahnkreuz sowie dem Straßen-, U- und Fernbahn-Tunnel unter dem Tiergarten soll jedem Bürger die Möglichkeit eröffnen, gegen die Planungen Einwände zu erheben. Doch gleich am gestrigen Eröffnungstag wurden Schwächen deutlich. So konnten weder der Projektleiter für den Zentralen Bereich, Ulrich von Bismarck, noch andere von der Bauverwaltung zur Beratung abgestellte Mitarbeiter erläutern, ob später auf der Moltkestraße nur Anlieger fahren sollen oder auch Durchgangsverkehr. Da die Straße erhalten bleibe, sei sie nicht Gegenstand des Verfahrens, begründete ein Berater das Fehlen von Angaben in den 44 Aktenordnern, die über die Verkehrsplanungen im und um den Tiergarten Auskunft geben sollen. Von Bismarck schätzte gegenüber der taz, daß die Moltkestraße später täglich von rund 10.000 Kraftfahrzeugen genutzt werde.

Ein Dutzend Vertreter der „Anti-Tunnel-GmbH“ – einem Bündnis aus über 50 Initiativen und Verbänden – forderten gestern vor der Lagerhalle, auf alle drei Tunnel zu verzichten. Die Planungen für das Eisenbahnkreuz, den zentralen Umsteigebahnhof und den Eisenbahntunnel seien so teuer, daß in zehn Jahren „bestenfalls ein Torso“ verwirklicht sein werde. Wirkliche Verbesserungen im Bahnverkehr würden so verhindert. Der U-Bahn-Tunnel sei überflüssig, weil er parallel zur S-Bahn verlaufe. Durch die massiven Eingriffe in den Naturhaushalt würden die Bäume geschädigt.

Ingo Franßen, Landesvorsitzender des Verkehrsclub Deutschland, kritisierte auch das Verfahren als solches, weil es für Bürger nur schwer durchschaubar sei. Es fehle ein Modell von den geplanten Tunnelanlagen.

Bügerbeteiligung Verkehrsanlagen Zentraler Bereich bis 24.Juni, Ort der Auslegung: Güterhallen 22–24, Möckernstraße 26, Mo.–Mi. 9–18 Uhr, Do. 11–20.30 Uhr, Fr. 9–14 Uhr, Sa. 10–16 Uhr.

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