Fast souverän zum Sieg gezittert

■ St. Pauli mit drei linken Dingern zum 3:2 gegen Fortuna Köln

Sie zauberten nur 23 Minuten. Eine halbe Halbzeit Power pur reichte der Millerntor-Equipe, um Fortuna Köln am Dienstagabend in die Knie zu zwingen – dann war der der Akku leer. Obwohl die Hamburger früh 2:0 und 3:1 führten, fast eine Stunde lang gegen nur zehn Domstädter spielten, reichte es am Ende nur mit Fortunas Hilfe zu einem 3:2-Zittersieg.

Ein Blitzstart, drei linke Dinger und die tätige Mithilfe von Kölns Libero Radschuweit brachten St.Pauli auf die Siegerstraße: In der fünften Minute verkohlte Scharping nach Zuspiel von Stanislawski erst die halbe Kölner Abwehr mit einem sehenswerten Slalom und zog schließlich aus 16 Metern ab. Glück für den „Babybomber“: Radschuweit fälschte den schwachen Schuß noch ab – unhaltbar für Keeper Matysek trudelte die Kugel ins linke untere Eck.

Acht Minuten später die zweite Chance, das zweite Tor: Hollerbachs Freistoß trifft Arie Hjelms Kopf, der Ball anschließend erneut das linke Toreck. In der 23. Minute dann sogar der dritte Treffer für die Millerntor-Mannen. Radschuweit hatte zur Ecke geklärt, doch dabei - so überstimmten die St.Pauli-Fans und Schiedsrichter Kiefer gemeinsam den Linienrichter – die Hand benutzt. Der Kölner Libero kassierte gelb; den fälligen Elfmeter zirkelte Markus Marin mit links zum 3:1 ins obere linke Eck.

Zwei Minuten zuvor hatte der Kölner Mittelfeldspieler de Witt St.Pauli-Keeper Reinke mit einem sehenswerten Freistoßtor zwischenzeitlich verkürzt und Torwart Reinke ganz alt aussehen lassen. Als Radschuweit zehn Minuten vor Halbzeitpfiff Markus Marin foulte, durften die St.Paulianer fortan nicht mehr auf weitere Schützenhilfer des Kölners hoffen. Der Libero flog nach gelb-roter Karte vom Platz, die St.Pauliner verloren – statt die numerische Überlegenheit in weitere Tore zu übersetzen - vollends die spielerische Linie.

Der Rest ist schnell erzählt: Gegen zehn Kölner ließen sich die elf Millerntor-Mannen in der zweiten Halbzeit auf einen offenen Schlagabtausch ein und sahen dabei alles andere als gut aus. Da Scharping, Marin, Pröpper und Manzi selbst beste Chancen vergaben, trafen nur noch die Gäste einmal durch Niggemann (60.), für den sich offenbar kein Hamburger interessierte.

Die letzte halbe Stunde verbrachten die 19.350 erschienenen Fans zwischen Hoffen und Bangen, doch am Ende rettete St.Pauli mit viel Glück und wenig Geschick den Aufstiegsplatz. Wer allerdings die souveränen Vorstellungen der Aufstiegskonkurrenten Uerdingen (2:0 in Jena) und 1860 München (4:0 gegen Wolfsburg) mitbekommen hat, der muß bezweifeln, daß es den nervenschwachen Millerntor-Eleven so gelingt, sich in die Bundesliga zu zittern. Marco Carini