Ideal für Nieselregen

■ Europas größter Rhododendrongarten blüht derzeit Bremen

Wie große Duftkissen sitzen die hellilarosa, purpurvioletten und rosaweißen Rhododenronbüsche scheinbar gemächlich auf dem Rasen des Rhododendrongartens in Bremen. Der Höhepunkt der Blütezeit ist knapp vorbei, aber noch immer sind betörende Erlebnisse auf einer Wanderung durch den weltbekannten Park möglich.

„Bis Mitte Juni werden die großen Rhododendren blühen“, sagt Julia Westhoff, Landschaftsarchitektin und Leiterin des Botanischen Gartens und des Rhododenronparks. Seit der Gründung um die Jahrhundertwende, ist sie erst die dritte Leiterin der Gärten. „Das Bremer Schmuddelwetter ist ideal für den Rhododenron“, lacht Westhoff. Spanische Hitze würde ihm zum Beispiel nicht gut tun. Der saure Boden, und das ausgeglichene Klima seien ebenfalls förderlich.

Rhodendron ist im Grunde eine Gebirgspflanze, daher ist eigens ein Steingarten für die Arten angelegt, die sonst nur in den Alpen, dem Himalaya, oder in den Gebirgen Chinas oder Japans wachsen. Doch für den Besucher aus Japan waren zu Pfingsten sicher vorrangig die europäischen Arten von Interesse. Um solche weitgereisten WissenschaftlerInnen kümmert sich Julia Westhoff selbst. Vor allem die große Sammlung an Wildarten hat dem Garten seinen Weltruf eingebracht.

Die Bremer Kaufleute Rickmers und Almers wollten ursprünglich nichts für die Öffentlichkeit, geschweige denn für die Welt tun mit ihren Privatparks. Als sie ihre Anlagen nicht mehr finanzieren konnten, übernahm die Stadt das Gelände, und verwirklichte die Idee von einem Sichtungs- und Versuchsgarten für Rhododendron-Büsche. Ein weiterer Kaufmann – Franz Schütte – hatte am Osterdeich einen eigenen Botanischen Garten gegründet. Die exotischen Pflanzen aus aller Herren Länder sind in den 40er und 50er Jahren auf das Gelände des Rhododendron-Parks umgezogen.

Die Stadt ist inzwischen nur eine von drei Finanzsäulen, auf die sich der Botanische Garten und der Rhododenronpark stützten. Das Gartenbauamt übernimmt Büro-, Personal-, und Maschinenkosten sowie einen kleinen Etat für „Grünerhaltungsmittel“. Die Deutsche Rhododendron-Gesellschaft hat hier ihre Geschäftsstelle, und der Verein der Freunde des Rhododendron-Parks macht den Café-Betrieb möglich. „Das alles gibt einen breiten Spielraum und größere Möglichkeiten“, sagt Westhoff. So wurden die Schaugewächshäuser – in denen die ersten Arten schon ab März blühen – nur aus Spendengeldern finanziert.

Trotz dieser Eigenaktivitäten ist der Einsatz der Stadt gefragt, wenn es um das neue 10 Hektar große Erweiterungsgelände Richtung Horn geht. Bislang gibt es keine Stellen für die Pflege des neuen Gartens. Mit einer Pflanzaktion allein ist da nichts getan. „Das Gelände ist wie ein schöner Rahmen, bei dem das Bild noch fehlt“, sagt Westhoff.

Die gelernte Gärtnerin und Landschaftsarchitektin ist froh, daß sie grundsolide Kenntnisse hat: „Da kann mir keiner was erzählen. Ich zeige dem Gärtner mitunter auch, wie er eine Pflanze schneidet, da habe ich keine Hemmungen.“ Denn es sei in Bremen „leider noch immer nicht selbstverständlich, daß Frauen in solchen Führungspositionen sind“.

Mit ihrer selbstgewählten Aufgabe, „mehr Öffentlichkeitsarbeit“ zu machen, wünscht sich Westhoff, die Publikumsschicht zwischen 25 und 45 zu erreichen. Ein Lockversuch bestand in dem Auftritt einer experimentellen Theatergruppe in den Schauhäusern, an Weiteres in dieser Richtung ist gedacht. Im Grunde aber ist das Blühen allein schon Show genug. vivA