■ Linsen Soufflé
: Aufwachen nach 100-Millionen-Dollar-Alpträumen

So schnell geht das. Da meldeten wir doch letzte Woche voller Schadenfreude, daß die Produktionskosten für das neue Schwarzenegger-Spektakel völlig aus dem Ruder laufen und die 100-Millionen-Dollar-Grenze locker überschreiten werden, und zack reagiert Hollywood aufs „Linsen Soufflé“. Carolco Pictures drehte den sprudelnden Geldhahn zu, „Crusade“ wurde gestoppt, Arnies Kreuzzug abgeblasen. Regisseur Paul Verhoeven („,Crusade‘ wird größer als ,Ben Hur‘“), der nun wirklich nicht für Kleckereien bekannt ist, hatte noch einmal ordentlich geklotzt und frech bekanntgegeben, daß sich die Kosten für sein Ritterspiel von 105 auf 120 Millionen Dollar erhöhen werden. Das war's dann. Exitus! Da der Abenteuerfilm bereits in der Vorproduktionsphase war und im Herbst vor die Kameras gehen sollte, vermuten Insider jetzt den Sturz des Giganten Carolco, denn die Firma dürfte Verpflichtungen von mehreren Millionen Dollar gegenüber den Beteiligten haben. Erst vor kurzem mußte Carolco „Showgirls“ absagen, für den Top-Autor Joe Eszterhas bereits eine Gage von einigen Milliönchen eingestrichen hatte. Na ja, wenn's ganz dicke kommt, kommen die Japaner, denen gehört eh schon halb Hollywood.

„Crusade“ ist allerdings nicht das einzige Projekt, das zu teuer wurde. Da haben wir zum Beispiel „Higgins and Beach“ mit Michelle Pfeiffer und Richard Gere. Das romantische Ding war mit seinen aufwendigen Dreharbeiten in Korea zu einem 70-Millionen-Alptraum geworden und – Schnitt – wurde eingestampft. John McTiernans Western „Bitter Root“ wurde bei Erreichen der 50-Millionen-Marke Einhalt geboten. David Puttmans „Chico“ mutierte von einem teuren Warner-Werk mit Drehplätzen am Amazonas zu einem kleinen Kabelkanalfilmchen. Im letzten Jahr hatte Paramount die Vorbereitungen zur neuen Turnschuhbullen-Actionkomödie „Beverly Hills Cop 3“ mit Eddy Murphy abgebrochen, weil der Film steil auf die 70 Millionen zuschoß. Das Konzept wurde geändert, das Sparschwein bekam eine Hauptrolle, und die Kosten konnten im 50-Millionen-Rahmen gehalten werden. Mal sehen, wie's weitergeht mit der Hollywood- Gigantomanie. Die 100-Millionen-Schamgrenze ist auf jeden Fall längst weg. James Camerons Budget für „True Lies“ (Start im August) ist schon auf 120 Millionen geklettert und steigt weiter.

Zum Schluß noch etwas Lustiges. Die Yuppie-Illustrierte Wiener, soeben abgeschossen, meldet in ihrer letzten Ausgabe unter „Trend“, daß Hollywood eine Fortsetzung des Kultfilms „Casablanca“ plant. Auszug: „52 Jahre nach ihrem ergreifenden Abschied auf dem Flughafen sollen sich Rick und Ilsa wieder in die Augen sehen.“ Sodann macht sich das Blättchen daran, die Rollen von Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann neu zu besetzen. Vorgeschlagen werden: Mickey Rourke mit RuPaul; Woody Allen mit Isabella Rosselini und Michael J. Fox mit Geena Davis. Zitat: „Da macht die Phantasie Luftsprünge. Da will jeder wissen: Wird das Neue wie das Alte?“ Tja, Wiener, solche Trend- Meldungen waren es, die Euch das Genick gebrochen haben. Karl Wegmann