Zu neuem Bewußtsein hüpfen

■ Die Naturgesetz Partei auf dem Wege nach Europa / „Yogisches Fliegen“ hilft dabei sehr / Früher hieß das ganz bieder „Transzendentale Meditation“ Ein Hüpfversuch von Andrew Ruch

Eine „Demonstration des Yogischen Fliegens“ versprach die Naturgesetz Partei in ihrer Einladung. Die Aufhebung der Schwerkraft durch Meditation? Die Hoffnung auf das physikalische Wunder ließ die Vertreter der Presse gestern zahlreich im vornehmen Marriott Hotel erscheinen. Welche andere Partei kann so einen Auftakt zur Europawahl bieten?

Doch welche Enttäuschung, schon gleich zu Beginn der Veranstaltung relativierte der Geschäftsführer des Hamburger Landesverbandes der Naturgesetz Partei, Claus Fenger, den Begriff des Yogischen Fliegens: „Wir haben Lösungen, und wir werden Sie mit dem Yogischen Hüpfen überzeugen.“ Die Wortschöpfung „Yogisches Fliegen“ habe sich nur in der Presse durchgesetzt, deswegen habe man ihn in der Einladung auch benutzt, erklärt Rechtsanwalt Fenger. „Eigentlich heißt es Technologie des Naturgesetzes.“ So einfach lenkt man die Aufmerksamkeit der Presse auf sich.

Noch im vergangenen Jahr, während der Hamburger Bürgerschaftswahlen, hieß das Zauberwort „Transzendentale Meditaion (TM)“. Heute ist TM plötzlich nur noch der Weg zum Yogischen Fliegen, das – wenn von 7000 Fliegern „geflogen“ – „das kollektive Bewußtsein Deutschlands stark beleben soll“. „Kriminalität, Verkehrsunfälle und Krankenhauseinweisungen werden drastisch abnehmen“. So die Partei in ihrem Wahlprogramm.

Die Naturgesetz Partei ist ein Ableger das Maharishi-Kultes, dem sogar schon die „Beatles“ gefrönt haben sollen. Inzwischen ist der Gründer Maharishi Mahesh Yogi einer der reichsten Gurus der Welt.

Gestern, auf der Pressekonferenz zur Europawahl, mußten wieder dieselben Suggestiv-Vergleiche herhalten, wie im vorigen Jahr. Die positive Energie, die durch das „gemeinsame Ausüben des Yogischen Fliegens durch 7000 Experten“ erzeugt wird, soll sich auf alle Bundesbürger übertragen. Erklärung: „So als wenn sie einen Stein ins Wasser werfen und dadurch ringförmige Wellen entstehen“, so beinhart einleuchtend Reinhard Borowitz, Geschäftsführer der Partei und zuständig für die Europapolitik.

Von eindeutigen Beweisen ist man wie gehabt weit entfernt. So soll es Versuche in Gefängnissen und Universitäten gegeben haben und in einer holländischen Stadt sei – dank TM – die Kriminalitätsrate um 25 Prozent zurückgegangen. Im Pressematerial war darüber natürlich nichts zu finden.

Und so hüpften die fünf „Yogischen Flieger“ gestern auf Schaumgummimatten durch den Konferenzsaal „B“ des Marriott Hotels. Kameras surrten, Fotoapparate klickten. Beim Barte meines Guru, hier wird man „verarscht“.