■ Kaum zu glauben
: Giftdusche für Camper

Der zehntägige Aufenthalt auf dem italienischen Campingplatz Capalonga in Bibione Pineda war für Familie Braje aus Neunkirchen kein reines Vergnügen: Gleich zweimal mußten die Brajes eine Giftdusche über sich ergehen lassen. Die Campingplatz-Betreiber lassen im Sommer regelmäßig ein Insektizid versprühen, um Mücken zu bekämpfen. Lediglich eine kurze Lautsprecheransage warnt die Gäste vor Beginn der Aktion. Im ADAC-Campingführer, der das „ansprechend gestaltete Gelände“ von Capalonga empfiehlt, suchte Monika Braje vergeblich einen Hinweis auf die regelmäßigen Giftattacken.

Auf ihre Anfrage hin bekam sie vom ADAC Informationen des Campingplatzbetreibers zugeschickt. Darin heißt es wenig beruhigend: „Die größte Zahl der Gäste klagt nicht über Atembeschwerden, sondern fordert ein noch intensiveres Vorgehen gegen die Mücken.“ Nach eigenen Angaben setzen die Capalonga-Betreiber das Pyrethroid Deltamethrin gegen die Mücken ein. Sie sprühen es über die Wohnwagen hinweg auf die Buschreihen, die die Stellplätze begrenzen. Unweigerlich landet das Gift dabei auf Wohnwagen und Zelten, nicht verstauten Kleidern, Kinderwagen oder Schlafsäcken.

Die Chemikerin Ismene Jäger vom Freiburger Institut Hydrotox schließt bei einem solchen Vorgehen gesundheitliche Schäden nicht aus. Pyrethroide werden von besprühten Oberflächen gut aufgenommen, gasen lange Zeit aus und können mit dem Wohnwagenstaub eingeatmet werden. Deltamethrin gilt als nervenschädigend.

Dennoch empfiehlt der ADAC Capalonga auch in der neuesten Ausgabe seines Campingführers. Familie Braje bekam den Rat, sie solle „ihre ganz persönliche Entscheidung treffen“, ob sie den Campingplatz Capalonga anfahren will oder nicht. mk