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Von optimalen Kurvenradien und Regelbreiten

■ In Wilhelmsburg zur Diskussion gestellt: Die „Fahrrinnenanpassung“, und das diesmal ganz bürgernah / „Gläserne“ Planung soll für Buddel-Akzeptanz sorgen

Klingt doch klasse: „Bürgerinformation vor Ort zum Auftakt einer gläsernen Planung“. Fortschritt, Zeitgeist in jedem Wort: Information. Vor Ort. Gläserne Planung. Zum Auftakt, also bevor alles feststeht. So müssen Großprojekte, umstrittene zumal, heutzutage vorbereitet werden. Ein Hoch der Hamburger Wirtschaftsbehörde, die mit einer so angepriesenen Veranstaltungreihe dem Bürger die Elbvertiefung – pardon, die „Fahrrinnenanpassung“ muß es heißen – näher bringen will.

Im Wilhelmsburger Bürgerhaus am Mittwochabend zur Premiere versammelt: fünf Fachleute auf dem Podium, als solche schwarz auf weiß ausgewiesen durch eine imponierende Titelsammlung samt Behördenkennung - Prof. Dr.-Ing., Strom- und Hafenbau; EBD, Baubehörde; Dipl.-Biol., Strom und Hafenbau; BD, Wasser- und Schifffahrtsamt. Dazu eine Handvoll „Bürger“, die sich im Verlaufe des Abends allerdings ihrerseits als Fachleute ausweisen: Leiter des Lauenburger Umweltamts, Vertreter der Hafenwirtschaft, Bezirksabgeordnete.

BD – das steht für Baudirektor – Jörg Osterwald hat mit der verordneten Bürgernähe noch gewisse Probleme. „... den hydrologischen Verhältnissen gemäß optimal ... die Kurvenradien gegenüber den Regelbreiten ... Bezugswasserstand .. auf der Grundlage basiert das mittlere Volumen ...“ Bahnhof??? Nö, behördliches Fachchinesisch, bestens geeignet, auch den entschiedensten Gegner der Elbvertiefung dazu zu bewegen, dem sofortigen Baggerbeginn zuzustimmen, wenn nur Osterwald seinen Vortrag...

Als wesentlich versierter im Umgang mit hanseatischer Glasnost erweist sich da schon Prof. Dr. Ing. Winfried Siefert, seines Zeichens Leiter der Projektgruppe Fahrrinnenanpassung im Amt für Strom und Hafenbau. Siefert ist nicht nur eloquenter Sturmflutexperte, eifrig darum bemüht, den Versammelten klar zu machen, daß der Hochwasserpegel mit der Elbvertiefung „nur wenig“ steigt. Schließlich soll die Elbe ja diesmal nicht durchgehend, sondern nur an einigen Stellen vertieft – ach Mist, „angepaßt“ natürlich - werden: „Dafür brauchen Sie keinen Deich zu erhöhen.“ Der clevere Strombauer hat auch brav die bewährte Pro-Elbvertiefungs-Gleichung auswendig gelernt: Keine Vertiefung = weniger Arbeitsplätze, „das sagen alle Prognosen“. Wer Siefert zuhört, ist überzeugt, daß sich Hamburg ohne Elbvertiefung dem wirtschaftlichen Zusammenbruch nähern wird. Kaum Widerspruch.

Helmke Kaufmann, grüne Bezirkspolitikerin ohne Rhetorik-Grundkurs, versucht sich mit dem Arbeitsplatzabbau im Hafen durch die Containerisierung. Mit einem Verweis auf die geringe Wertschöpfung im Hafen. Siefert läßt sie – prima unterstützt vom Vertreter der Hafenwirtschaft – abprallen: „793 Schiffe konnten Hamburg 1993 nur mit Restriktionen anlaufen.“ Wenn das so weitergeht – Oje.

„Auch in Zukunft sollen die Elbanrainer über den Fortgang der Fahrrinnenanpassung informiert werden“, verspricht die Wirtschaftsbehörde in einer Presseinformation. Umweltverträglichkeitsuntersuchung, Planfestauslegung, Planfeststellung, alles gläsern, aber irgendwie doch ziemlich undurchschaubar – und unverrückbar. uex

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