Luftschlösser in den Ministergärten

■ Bebauungsplan für die ehemaligen Ministergärten am Brandenburger Tor: Wird das Vorhaben eine weitere Fehlanzeige bei der Planung des Regierungsviertels? / Probleme mit der Verkehrsführung

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, daß die Planungen für Regierungsneubauten drohen, sich in Luft aufzulösen. Vom Parlamentsviertel im Spreebogen blieb aus Kostengründen nur das Kanzleramt eine sichere Bank. Die Entwürfe für Ministerien liegen auf Eis. Über den Wettbewerb Spreeinsel wird, kaum eine Woche nach der Präsentation, aus gutem Grunde geschwiegen. Eine weitere Planungs-Luftnummer steht Berlin vielleicht auf dem Gelände der ehemaligen Ministergärten zwischen Potsdamer Platz und Brandenburger Tor ins Haus, stehen doch die Grundstücksverhandlungen ebenso noch aus wie die Lösung der Verkehrsprobleme.

Für die Umgestaltung der großen Brachfläche entlang des einstigen „Sperrgebiets“ wurde zwischen dem Bund und dem Land Berlin verabredet, daß auf der nördlichen Fläche ein Denkmal für die ermordeten Juden errichtet wird. Zugleich ist geplant, im Karree Voßstraße/Ebertstraße und den Wohnhäusern an der Wilhelmstraße die Vertretungen der Bundesländer anzusiedeln. Der städtebauliche Entwurf des Berliner Architektenteams Machleit und Partner, der nun im Rahmen des zweistufigen Bebauungsplanverfahrens diskutiert und ausgewertet wird, sieht für die Ländervertretungen sogenannte Stadtvillen vor. „Ich stelle mir die Bebauung dort im Stil der IBA-Bauten entlang der Rauchstraße im Tiergarten vor“, gibt Baudirektor Hans Stimmann die Richtung vor. Hessiche Fachwerkhäuser oder Holsteinische Reetdächer sind also ausgeschlossen.

Außerdem sollen auf dem Areal Anlagen für den Schulsport sowie zwei lange Wohnriegel östlich der Plattenwohnhäuser angelegt werden. Zur Debatte steht auch, die provisorische Verlängerung der Behrenstraße endgültig festzuklopfen und den ostwestlichen „Durchstich“ der Französischen Straße anzugehen. „Es ist noch nicht entschieden“, sagt Stimmann, „in welcher Form die Französische Straße bis zum Tiergarten gestreckt wird. Mit Sicherheit wird es keine Straße zum Durchbrettern in Richtung Lennéstraße geben.“

Die Verkehrsplanung aber wendet sich damit gegen die von Stadtentwicklungssenator Hassemer und den Anwohnern geäußerte Forderung, die Französische Straße nicht über das Gelände der Ministergärten bis an den Tiergarten heranzuführen. Bis zu ihrer Verwüstung durch den Zweiten Weltkrieg und der systematischen Abräumung der einstigen Ministerialgebäude in den fünfziger Jahren bildeten die Ministergärten entlang der Wilhelmstraße die topographische Grenzlinie zwischen der Friedrichstadt und dem Tiergarten. Probleme mit der Verkehrsplanung und den Abgrenzungen zu den Wohnriegeln räumt auch der Stabsleiter beim Senator für Bundesangelegenheiten, Kroll, ein. Es könnte zu „Kollisionen“ zwischen den Ländervertretungen, den Wohnbauten, den Sportanlagen und dem Holocaustdenkmal kommen. „Stellen Sie sich vor, dort findet eine Kranzniederlegung statt, und im Garten der Länder würde gefeiert“, meint Kroll.

Zwar ist es für ihn keine Frage, daß die Verhandlungen über den Grundstückskauf, die Aufteilung der Flächen und Gestaltung der baulichen Struktur zügig vorangehen. Sicher aber ist Kroll nicht, daß die Länder mit dem Bund den Umzug 1998 in die Hauptstadt schaffen. Sollte der Bundesrat etwa in Bonn bleiben, wäre wieder alles offen. Um die Planung zu sichern, komme es nun darauf an, die Planungsgebiete mit den Rändern Potsdamer Platz und Denkmalfläche abzustimmen, damit keine „Hinterhofsituation“ entstünde. Mehr sei derzeit „nicht drin“. Rolf Lautenschläger