Norwegische Walfänger haben falsch gerechnet

■ Internationale Walfangkommission streitet um antarktische Schutzzone

Berlin (taz) – Die Jahrestagung der Internationalen Walfangkonferenz ist unter Zeitdruck geraten. Noch am Eröffnungstag schien in Puerto Vallarta (Mexico) die Mehrheit der 37 Mitgliedsstaaten dem Vorschlag Frankreichs folgen zu wollen, für Großwale eine Schutzzone einzurichten. Südlich des 40. Breitengrades wäre dann jede Waljagd verboten. Heute soll über eine entsprechende Konvention entschieden werden, doch Unterstützer eines antarktischen Reservats sind zerstritten. Japan und Norwegen hatten von Anfang an Widerstand angekündigt. Ihnen geht schon das zur Zeit geltene Fangmoratorium zu weit, das die Jagd auf die Meeressäuger nur zu „wissenschaftlichen Zwecken“ erlaubt.

Japan preschte mit einem eigenen Vorschlag vor: Die Jagd auf bedrohte Großwale, von denen in einigen Fällen nur noch wenige Exemplare leben, könne sogar nördlich des 40. Breitengrades untersagt werden. Zwergwale jedoch, die trotz ihres Namens zur geschützten Gattung der Großwale gehören, sollten in diesen Resevaten auch aus rein kommerziellen Gründen gefangen werden dürfen. Die Bestände seien so groß, daß sie keines Schutzes bedürften, so das Argument der japanischen Delegation, dem sich außer Norwegen vier karibische Kleinstaaten anschließen. Die Gründe sind ihrerseits kommerziell: Als Gegenleistung hatte Japan kräftige Wirtschaftshilfe in Aussicht gestellt.

Eine Schutzzone kann nur mit einer Dreiviertelmehrheit der IWC-Mitgliedsländer durchgesetzt werden. Die norwegisch-japanische Koalition der Walfänger könnte die Konvention mit neun Stimmen verhindern – sechs hat sie schon. Aber das Lager des Befürworter ist gespalten. Vier Staaten – die Schweiz, Schweden, Mexico und Chile – schlagen vor, das Wal- Reservat an die Konvention zum Schutz der antarktischen Meeresressourcen (CCAMR) anzupassen. Dieses international anerkannte Schutzgebiet beginnt erst südlich des 60. Breitengrades. Etwa 25 Staaten, darunter Deutschland, setzen sich weiterhin für den ursprünglichen Vorschlag Frankreichs ein, seit Mittwoch kursiert zudem ein Kompromißpapier, das die maritimen Wirtschaftszonen Chiles und Argentiniens aus dem größeren Reservat südlich des 40. Breitengrades ausnimmt. Gescheitert ist jedoch schon jetzt Norwegens Versuch, das Fangmoratorium mit angeblich wissenschaftlich begründeten Fangquoten außer Kraft zu setzten. Das IWC hat eingeräumt, daß die norwegischen Schätzungen über den Bestand der Zwergwale fehlerhaft sind. Nach den korrigierten Daten dürfte Norwegen nach seinem eigenen Rechenmodell einen einzigen Zwergwal pro Jahr fangen. nh