Spaß trotz „correctness“

■ Hip-Hop-Band „Credit To The Nation“ kommt im Juni nach Hamburg

Gerade ist er 18 geworden und reißt begeistert am Steuerknüppel des computeranimierten Rennautos. Für diesen einen Tag ist er König und bietet zwischen seinen Einsätzen am Steuer Audienzen für die angereiste Journalistenmeute. Das gehört sich so für jemanden, der es in die Heavy Rotation der beiden Musiksender gebracht hat, und dies mit einer, wenn auch ironisch, Teenage Sensation betitelten Single.

Doch die Teenage Sensation, das betont Rapper Matty in der gleichnamigen Coverversion des UMC- Clubhits „One to grow on“, wird sich keinesfalls wie so viele davor vom Kommerz aufsaugen lassen. Dem reibungslosen Zugriff des Massenpublikums legt das vielseitige Credit To The Nation-Debut Take Dis einige heiße Eisen in den Weg: harsche Kritik an Frauenfeindlichkeit (“Lady needs Respect“), schwulenfeindlichen Toastern und vor allem die immer wieder skandierte Analogie „Hitler, Ku-Klux-Clan, British National Party“ sorgen für das Quentchen Verwirrung und künden von einer, wenn auch noch fragilen, Bewußtwerdung der Teenager.

„Mit 14 war ich verwirrt von einer Umgebung, die bestimmt wurde vom Rassismus der weißen Arbeiter und der Antwort in Form von Gegenrassismus der wenigen in meinem Viertel in Birmingham lebenden schwarzen Familien. Das änderte sich, als ich Simon traf.“ Simon Lanzon, ein kauzbärtiger, grauhaariger Hippie und Nebendarsteller in Chumbawambas Agit-Prop-Happenings steckte den rappenden DJ in seinen „music workshop“ der Schule.

Über Simon und Chumbawamba kam Matty dann auch in Berührung mit weißen Anarchisten englischer Prägung. Von deren Lebensentwurf zwischen Kommune, Vegetarismus und Anarchistenromantik übernahm Credit To The Nation jedoch nur jene Bruchstücke, die nicht die Teenage-Idee von Spaß, Sex und dem Recht auf Konsum unterlaufen. So blieben Begriffe wie „Nation“ und „Rasse“ für Matty unproblematisch. „Ich esse auch weiterhin bei McDonald's. Manche Ansichten der Chumbas kann ich einfach nicht vertreten“, meint er und oszilliert munter zwischen Teenagism und Anarchie, Education und Entertainment, Pop und Politik, Interview und Videospiel.

Volker Marquardt

Fabrik, 6. Juni, 21 Uhr