Gefahrenquellen Zeitdruck und Funkgerät

■ Fahrradkurier bei Verkehrsunfall getötet / Trauerkundgebung der KollegInnen

Mit einer Trauerkundgebung auf Fahrrädern haben gestern rund 100 Hamburger RadkurierfahrerInnen des Todes ihres Kollegen Uwe G. gedacht. Der 30jährige war am Donnerstag abend auf der Kreuzung Jungiusstraße/Marseiller Straße schwer verunglückt und nach einigen Stunden seinen Verletzungen erlegen.

Uwe G. befuhr gegen 17.35 Uhr den Fahrradweg hinter dem CCH und wollte die Jungiusstraße überqueren. „Nach den jetzigen Ermittlungen hat der Kurierfahrer vermutlich das Rotlicht mißtachtet“, so Polizeisprecher Ralf Stahlberg. Ein 34 Jahre alter PKW-Fahrer habe nicht mehr rechtzeitig bremsen können. Uwe G. sei zu Boden geschleudert und tödlich verletzt worden. Stahlberg: „Wir suchen zur endgültigen Aufklärung des Sachverhalts noch dringend Unfallzeugen.“

Der tragische Tod wirft zugleich ein Licht auf die gefährlichen Arbeitsbedingungen von Fahrradkuriere während der rush hour in der City. Denn es herrscht die Losung: „Zeit ist Geld“. Nur wer viele Fahrten (Mindestpreis 10.10 Mark) verbuchen kann, kommt auf einen respektablen Tagesdurchschnitt bei einer Monatspauschale von 520 Mark für die Zentrale. „Es herrscht ein enormer Zeitdruck“, so ein Kurier. Deshalb würden oft Verkehrsregeln mißachtet, Einbahnstraße in Gegenrichtung befahren, über Fußwege gejagt oder Rotlichtzeichen mißachtet, Hauptstraßen an ungünstigen Stellen überquert. Ein zusätzliches Risiko entsteht durch den ständigen Funkkontakt zur Zentrale, mit dem die nächste Fahrt vermittelt wird. Durch den Stöpsel im Ohr werden oft Gefährdungen zu spät wahrgenommen. Mehr Sicherheit, so die Forderung der Kuriere, könnten Fahrradspuren auf den Straßen bringen. kva