Tunnel stehen 2.500 Bäume im Weg

■ Anti-Tunnel GmbH beklagt unzureichende Aufklärung

Fast 2.500 Bäume müssen für den Bau des Tiergartentunnels abgeholzt werden. Das berichtete die Anti-Tunnel-GmbH, ein Zusammenschluß von 50 Verbänden und Initiativen, gestern auf einer Pressekonferenz. Die Zahlen entnehmen die Tunnel-Gegner dem landschaftspflegerischen Begleitplan zur Tunnelplanung, der seit einigen Tagen in den Güterhallen am Gleisdreieck ausliegt. Weitere 12.000 Bäume, die nicht unter den Baumschutz fallen, sollen gleichfalls dran glauben. Als Ausgleich müßten etwa 20.000 neue Bäume gepflanzt werden. Die Bahn, Trägerin des Vorhabens, wolle aber nur ein Drittel davon neu pflanzen.

Die Anti-Tunnel GmbH kritisierte die ihrer Meinung nach bürgerfeindlichen Umstände der Auslegung. Die öffentliche Bekanntmachung über Ort und Zeit der Planauslegung sei äußerst dürftig gewesen, die Güterhallen am Gleisdreieck wenig bekannt und der Weg dorthin auch noch miserabel ausgeschildert, berichtete Ingo Franßen vom Verkehrsclub Deutschland. Außer einem Hinweis in den Tageszeitungen habe es keine Ankündigung gegeben.

Ärgerlich sei auch, daß es keinen Leitfaden durch die Ausstellung gebe und das dort anwesende Personal auf konkrete Fragen nur unzureichende Antworten geben könne. Interessierten Besuchern werde geraten, einen Landschaftsingenieur zu Rate zu ziehen. Doch vielleicht könne auch der nicht weiterhelfen, denn die mangelhaft beschrifteten Pläne und Aktenordner seien selbst von Experten nur schwer zu entziffern. Vermißt werde auch ein dreidimensionales Modell, mit dem die Ausmaße des Projekts viel besser dargestellt werden könnten.

Die Tunnel-Gegner bemängelten, daß es keine öffentlichen Veranstaltungen des Senats zu diesem Thema gebe, bei denen die Bürger mit den Verantwortlichen diskutieren könnten.

Auch auf die enormen Kostensteigerungen, die bereits vom Januar dieses Jahres bis heute eingeplant worden seien, wiesen die Anti-Tunnel-Aktivisten hin. Zum Beispiel habe man im Januar noch 700 Millionen Mark für den Straßentunnel veranschlagt, jetzt seien es bereits 900 Millionen. Die geplanten Kosten für den Fernbahn- und Regionalbahntunnel seien von 2,3 auf 3,2 Milliarden Mark gestiegen, und der Umbau des Lehrter Bahnhofs solle statt 700 Millionen nun eine Milliarde Mark kosten.

Die Gegner des Projekts haben mittlerweile über 100.000 Einwendungsformulare in Umlauf gebracht, die an verschiedenen Stellen der Stadt ausliegen und spätestens bis zum 11. Juli von der Anti- Tunnel GmbH der Senatsverwaltung für Verkehr und Betriebe übergeben werden müssen. Christiane Badenberg

Bürgerbeteiligung Verkehrsanlagen Zentraler Bereich, bis 24. Juni, Ort der Ausstellung: Güterhallen 22-24, Möckernstraße 26, Mo.-Mi. 9-18 Uhr, Do. 11-20.30 Uhr, Fr. 9-14 Uhr, Sa. 10-16 Uhr