Statt-Streich

■ Partei bekämpft sich auf allen Ebenen

Bonn (taz) – Je kleiner die Partei, desto größer die Kanonenkugeln, mit denen der interne Streit bestritten wird. Der Bundesvorsitzende der Statt-Partei, Bernd Schünemann, der in der letzten Woche mit dem Segen des Hamburger Gründervaters Markus Wegner von der Bundesvorstandsmehrheit amtsenthoben wurde, schlug gestern vor der Presse in Bonn zurück. „Ein Dutzend Funktionäre gegen 4.000 Mitglieder“, heißt das Resümee des Statt-Partei-Chefs, der auf ein Urteil des Landgerichts Augsburg gegen seine Entfernung vom Vorsitzendenposten verweisen konnte.

Er selbst sieht sich als Mann der Basis. Den Eklat im Bundesvorstand hatte der Parteivize Mike Bashford (Schünemann: „Sprachrohr Wegners“) mit der angeblichen Unterwanderung einiger Landesverbände begründet. „Das ist erlogen“, befand Schünemann. Tatsächlich habe die „Gruppe Wegner“ einen „Hinrichtungsversuch“, einen „Staatsstreich“ unternommen, als sie die satzungsgemäß vorbereitete Konstituierung des nordrhein-westfälischen Landesverbands abgesetzt und den ordnungsgemäß gegründeten Gliederungen in Brandenburg und im Saarland die Namensführung habe absprechen wollen.

„Die Herrschaft eines Mannes wäre zu Ende“ meinte Schünemann auf die Frage nach den wahren Motiven Wegners, „wenn es den Landesverband NRW gäbe.“ Unter den 326 nordrhein-westfälischen Mitgliedern, die im übrigen noch vom damals kommissarisch amtierenden Hamburger Bundesvorstand aufgenommen worden waren, seien lediglich drei ehemalige Republikaner aufgetaucht. Leute mit undemokratischer Vergangenheit hätten in der Statt-Partei keinen Platz. Grund zum Verdacht in diese Richtung gäbe vielmehr Mike Bashford. „Mit großer Irritation und Besorgnis werden Äußerungen von Herrn Schönhuber, daß Herr Bashford Kontakte mit ihm unterhält, zur Kenntnis genommen“, hieß es in einer vom NRW-Landesverband verbreiteten Erklärung.

Parteichef Schünemann, der die Seinen für gestern nachmittag zur Europawahlkundgebung auf dem Bonner Münsterplatz rief, will trotz der Widrigkeiten nicht aufgeben. Jedoch: „Es läßt sich nicht leugnen, daß die Statt-Partei in eine tiefe Krise gestürzt worden ist.“ tib