Zeig mir die Sporen, Arndt!

■ Trucks, Cowboys und Vanessa: Die „Intertruck 94“ zum vierten Mal in Bremerhaven Fishtown hängt am Auto, kapiert? / Mosolf plant einen echten Schweinecoup

Das ist doch nicht??? Doch, ja, wahrhaftig, das ist sie leibhaftig: Vanessa!!! Geh mal zur Seite, Cowboy – booh, ist die blond, blondes Gift, weiß Gott, wohl tausend Mal hast Du mir zwischen Lohne/Dinklage und Delmenhorst/Süd das Blut in Wallung gebracht. Mit Deinem „Travelling Around“ die Augen geöffnet für die nächsten zwanzig Meilen. Vanessa! Dein weißer Fummel! Sing für mich! Auch wenn ich an diesem Samstag Mittag der einzige bin, der klatscht – nur für mich gurrst Du Dein unvergleichliches „Ja, das tut natürlich unheimlich gut!“ ins Mikro.

Da bleiben die Augen nicht trocken und nicht die Kehlen, wenn–s in der Autostadt Bremerhaven mal wieder heißt: Auf zur „Intertruck“, dem „internationalen Trucker- und Countryfestival“. Da stapeln sich die Show-Trucks, die Sensationen, die Volvo-T-Shirts, da drängeln sich die Cowboys. Mensch, Arndt, altes Haus, wieder ganz von Norderstedt rüber? Und nur den Hut mit Fuchsschwanz auf, sonst ganz zivil? Komm zeig's mir, mach mir die Show! Und dann geht der Junge echt mit mir zu seiner geilen Zugmaschine und holt seine Tasche raus. Die tierisch verzierten Boots, die original US-Fransenjacke, die Chaps, so eine Art Wildlederhose, die über die Levis gezogen wird und nur die Gechlechtsteile frei läßt, zum Rindertreiben. Revolver! Bowie-Messer! 30 Zentimeter! Und natürlich Sporen! Der Junge fährt Testilien im Raum Hamburg, aber für das Outfit hat er 1200 Eier hingelegt.

Ja, das ist Macht, ja, das ist Power! Eben rollen die Trucks wieder auf den Platz, zurück vom Konvoi durch die City. Da dröhnen die Megatröten, da blasen tausende PS durch die Chromtüten, da haben sie–s den Ökos und Miesmachern mal wieder gezeigt: Ohne Truck geht nix! „Wenn in unserer Firma die Trucks stehenbleiben, können die Baufirmen in Bremerhaven einpacken,“ erklären die Männer von Fa.Grube (50 LKW) beim Gruppenfoto. Darum sind sie sauer auf die Behörde, die nur zwanzig Fahrzeuge zuließ beim Konvoi. Schiß vor den Grünen wg. Abgasen. Weicheier!

Sauberkeit, Lackierung, Zubehör (im Rahmen der Straßenverkerhs-Zulassungsordnung) und Gesamteindruck: Zur Überprüfung dieser Kriterien rennen Mäner mit roten „Pirelli“-Mützen über den Platz. Es geht um den schönsten Truck. Prämierung am Sonntag, vorgenommen durch den Schirmherrn von „Intertruck“. Das ist echt unser cooler Wirtschaftssenator Jäger. Niemand soll nämlich denken, es handele sich um ein Treffen von Spinnern, die sich ihre Fransenjacken nach überliefertem Rezept vom „Indianerclub Leipzig“ nähen lassen (1000 Mark). Hier, in und neben der Stadthalle, das sind Unternehmer! Alle, die irgendwie am PKW oder Truck verdienen, sind hier, Potenz zu zeigen. Sogar der Zoll. Das Technische Hilfswerk. Und Mosolf.

Mosolf, meine Freunde, plant einen echten Schweinecoup. Warum ist jede Hafenromatik zum Teufel? Weil alles, was riecht, schmeckt und interessant aussieht, in Kisten steckt. Containern. Das letzte, was Du auf der Hafenrundfahrt oder auf dem Highway noch siehst, sind Autos. Roll on, roll off. Toll. Mosolf aber: will die auch noch in Container packen, übereinander. Ami-Erfindung, die Autostapelei, soll jetzt hier aktuell werden. Aber wißt Ihr was, Cowboys? In die hier zugelassenen Container paßt die S-Klasse von Mercedes nicht rein! Und darum geht Mosolf baden! Klar?

Komm, Arndt, Kumpel, wir gucken dem kugelrunden Uli zu, dem Präsi vom MB-Truckerclub Deutschland, wie er die Brummi-Spiele regelt. Eine Firmenmannschaft aus Geesthacht ist gerade beim Truck-Schieben dran. 17 Meter sind geboten. Und danach gehen wir an den Stand, ein Riesen-Steak zertrennen. Mit dem Bowie-Messer, womit sonst?

Burkhard Straßmann