Überfall auf Roma-Siedlung

■ Im rumänischen Racșa wurden elf Häuser niedergebrannt

Budapest (taz) – In Rumänien ist es erneut zu einem pogromartigen Überfall auf Roma gekommen. In dem nordrumänischen Dorf Racșa (Distrikt Satu Mare) zündeten am Montag Einwohner die Häuser der außerhalb der Ortschaft wohnenden Roma an. Polizei und Feuerwehr trafen erst nach dem Vorfall am Ort ein.

Auslöser des Überfalls war ein Streit zwischen zwei Roma und einem rumänischen Schäfer, dessen Herde sich in der Nähe der Roma- Siedlung befand. Im Verlaufe des Streits töteten die beiden Roma den Schäfer unter noch ungeklärten Umständen und vertrieben dann seine Herde.

Die Verwandten des Rumänen riefen daraufhin die Dorfbewohner zusammen und zogen zur Roma-Siedlung, deren BewohnerInnen flüchteten. Die Menge verwüstete die Siedlung und brannte elf Häuser nieder. Polizei, Gendarmen und Feuerwehr trafen erst eine Stunde, nachdem die Siedlung verwüstet wurde, vor Ort ein. Festgenommen wurde bislang niemand.

Der Vorfall von Racșa ist der neueste unter mehreren Dutzend Pogromen und Überfällen, die in den vergangenen viereinhalb Jahren gegen rumänische Roma begangen wurden und bei denen die Roma regelmäßig kollektiv verantwortlich gemacht wurden. Sämtliche Untersuchungsverfahren über solche Ausschreitungen sind bislang verschleppt, die Täter nicht verurteilt worden. Entschädigungen hat der Staat nur in wenigen Fällen gezahlt.

Bei einem Pogrom in der Ortschaft Hadareni (Distrikt Mureș) im Herbst letzten Jahres lynchten rumänische und ungarische Dorfbewohner drei Roma, nachdem diese bei einer Schlägerei einen Rumänen getötet hatten. Mehrere Roma wurden inhaftiert, die Täter auf seiten der Nicht-Roma nie gefunden. Ihr Versprechen, gegen Selbst- und Lynchjustiz härter durchzugreifen und den betroffenen Roma Entschädigungen zu zahlen, hat die Regierung bisher nicht eingelöst. Keno Verseck