„Ich kenn doch unsern Laden“

■ Untersuchungsausschuß stochert im Bremerhavener Filz

„Ich bin im Prinzip ein verhältnismäßig ehrlicher Mensch.“ Tatsächlich – der Zeuge, der gestern über fünf Stunden lang vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß zum Thema Bremerhavener Filz Rede und Antwort stand, sieht aus, als könne er kein Wässerchen trüben. Siegfried Breuer, Sozialpädagoge, ehemaliger Geschäftsführer der SPD-Stadtverordnetenfraktion, Unterbezirksvorsitzender und Geschäftsführer des Bremerhavener Arbeitsförderungszentrums läßt keine Frage offen. Daß er ohne öffentliche Ausschreibung zum Projektleiter der Bremerhavener „Fischereihafen Betriebs- und Entwicklungsgesellschaft“ (FBEG) wurde und als Stadtwerke-Aufsichtsratsmitglied bereits mit Stadthallen-Geschäftsführer Krams und Oberbürgermeister Willms um einen Job bei der Stadthalle verhandelte, für den es noch nicht einmal einen Antrag auf Bewilligung der entsprechenden Planstelle gab – für Breuer ist das nicht weiter ungewöhnlich: „Wissen Sie, ich bin seit 1978 in Bremerhaven, ich kenne doch unseren Laden.“

Wenig überrascht war Breuer deshalb offenbar auch, als Stadthallen-Chef Hans-Jürgen Krams, der SPD-Fraktionsvorsitzende Richard Skribelka und Bremerhavens graue Eminenz, Stadtrat Werner Lenz, im Januar diesen Jahres ein Feuerwerk an Vorwürfen gegen ihn abbrannten: Der SPD-Unterbezirksvorsitzende Breuer habe sich mit der Bedrohung des Geschäftsführers Krams einen Posten „im gehobenen Bereich“ der Stadthalle verschaffen wollen. Nachdem dies gescheitert sei, habe er – „aus Rache“ – als Aufsichtsrat der Vertragsverlängerung des Stadthallen-Geschäftsführers Krams nicht zugestimmt.

„Alles falsch“, gab Breuer gestern vor dem Untersuchungsausschuß zu Protokoll. Zwar habe er sich tatsächlich einmal für einen Job in der Stadthalle interessiert und darüber auch mit Krams und OB Willms gesprochen, dann aber aus eigenem Entschluß wieder darauf verzichtet. Erst danach und völlig unabhängig davon sei es dann um die Vertragsverlängerung des Stadthallen-Chefs Krams gegangen. Dabei habe er sich dann tatsächlich in geheimer Abstimmung gegen Krams entschieden – allerdings nicht „aus Rache“, sondern wegen der schweren, von der Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat gegen Krams erhobenen Vorwürfe.

„Rache“ sieht Breuer dagegen als Motiv hinter den gegen ihn erhobenen Vorwürfen: „Werner Lenz hat es mir offensichtlich nicht verziehen, daß er nicht mehr die Mehrheit im Unterbezirk hinter sich hat.“

Das bekannte Dementi dieser bekannten Behauptung kann sich der Untersuchungsausschuß auch noch persönlich abholen: Werner Lenz gehört ebenso zu den für die nächste Woche geladenen Zeugen wie OB Willms, Stadthallen-Chef Krams und die Bremer PolitikerInnen Wedemeier, Jäger, Dittbrenner und Wischer. Ase