Beim Herzklappen-Skandal gehört Klappern zum Geschäft

■ Kassen präsentierten Liste mit 12 Einzelfällen

Bonn (taz) – Die befürchtete flächendeckende Korruptionsaffäre, in die zahlreiche bundesdeutsche Herzzentren verwickelt sein sollen, hat es offensichtlich nicht gegeben. Mit diesem Fazit endete gestern die mit Spannung erwartete Sondersitzung des Gesundheitsausschusses des Bundestages. Die Krankenkassen präsentierten lediglich eine wenig konkrete Liste von zwölf anonym gehaltenen Einzelfällen. Danach sollen einige renommierte deutsche Herzchirurgen von Herzklappen-Herstellern etwa Vergnügungsreisen in die Karibik, Aktienpakete oder sonstige Geschenke erhalten haben. Ob an diesen und vielleicht noch weiteren Fällen etwas dran ist, sollen nunmehr die Staatsanwaltschaften feststellen. Der AOK-Bundesvorsitzende Gerd Nachtigall begründete die Anonymität damit, daß es moralisch nicht vertretbar sei, „einzelne Existenzen zu vernichten“. Außerdem dürften die Ermittlungen jetzt nicht gestört werden. Zwar würden die Kassen in den nächsten Tagen noch weitere eidesstattlich belegte Fälle nennen, jedoch handele es sich letztlich „nur um einige schwarze Schafe“.

Gesundheitsminister Seehofer forderte die Krankenkassen dazu auf, „so schnell wie möglich“ konkrete Informationen an die Bundesregierung und Staatsanwaltschaften zu liefern. Erst dann könne man über die von den Kassen geforderten Preissenkungen in der neuen Bundespflegesatzverordnung nachdenken. Vertreter der Ärzteschaft bezeichneten dagegen die Vorwürfe der Kassen weiterhin als „unbegründet“. Der Herzklappen-Skandal habe sich jetzt zum Krankenkassenskandal entwickelt. Hasso Suliak Seite 4