■ Das Portrait
: Friedhelm Gieske

Foto: J. H. Darchinger

Sein Laden gehört den Kommunen, aber der kleine Mann ist Unternehmer – ohne Zweifel. Friedhelm Gieske hat die RWE AG, den größten Stromerzeuger der Republik, in den vergangenen Jahren zu einem Großkonzern mit 53 Milliarden Mark Umsatz und sieben Sparten umgeschmiedet. Die RWE expandierte in das Müllgeschäft und kaufte Maschinenbaufirmen und die Deutsche Texaco (heute DEA). Der Wert der Aktien verdreifachte sich, und die Gewinne stimmten auch. 67jährig geht Gieske jetzt in den Ruhestand.

Gieske, im Januar 1928 in Schwege bei Osnabrück geboren, hat sein ganzes Berufsleben bei RWE zugebracht, zunächst als Industriekaufmann und dann wieder nach einen Jura- und Betriebswirtschaftsstudium. 1968 rückte der passionierte Golfspieler in den Vorstand auf – als Finanzchef. 1989 erklomm Gieske dann als erster überhaupt den neugeschaffenen Vorstandsvorsitz des Konzerns. Seitdem dreht sich beim RWE-Frühstück in der Essener Firmen-Trutzburg vieles um Schläger und Handikaps. – Gieske forcierte den Umbau des Stromerzeugers zu einem Großkonzern. Das dicke Portemonnaie hatte er, weil die RWE Rückstellungen für die atomaren Altlasten (radioaktiver Müll und AKW-Abriß) bereithalten mußte. Die traditionell guten Kontakte zu den Kommunen nutzend – den Kommunen gehören 30 Prozent der RWE-Aktien, sie verfügen zudem traditionell über die Mehrheit der Stimmrechte –, expandierte die Firma zuletzt vor allem in die Entsorgungswirtschaft. 1993 war die RWE der größte Müllkutscher der Republik.

Im deutschen Atomgeschäft geht ohne Gieske gar nichts. Dem Konzern gehören direkt oder indirekt die AKW in Biblis, Gundremmingen und Mülheim-Kärlich, er ist an fast allen deutschen Atomfirmen beteiligt.

Als Finanzchef der RWE war Gieske dafür zuständig, daß dem Konzern heute zwar zwei Drittel der Atomruine schneller Brüter in Kalkar gehören, die Ruine aber weitgehend von der Bundesregierung finanziert wurde. Bei den Konsensgesprächen im vergangenen Jahr schließlich verfeinerte der Stromfuchs seine Doppelrolle. Nein, die RWE könne sich eine Stromzukunft ohne (die eigenen) AKW derzeit nicht vorstellen. Neue Meiler würden jedoch nicht gebaut. Gleichzeitig investiert RWE in den USA kräftig ins Kohlegeschäft. Gieskes Nachfolger soll Stromchef Dieter Kuhnt werden, der im Konzern mit Kalkar groß geworden ist. ten