■ Soundcheck
: Die Braut haut ins Auge / Mojo Club presents Dancefloor Jazz III / Guy Klucevsek & Ain't Nothin' But a Polka Band /

Gehört: Die Braut haut ins Auge. Eigentlich konnte gar nichts schiefgehen. Beim Abschlußkonzert ihrer Deutschlandtournee konnte die Braut auf ein Publikum zählen, das den kühl-kritischen Konzertkonsum satt hatte und endlich mal wieder ein paar Heldinnen bejubeln wollte.

Daß die Hamburger Mädchen-Band gern ein wenig mit dem eigenen Dilettantismus kokettiert, ist ebenso sympathisch wie unzutreffend, denn tatsächlich sind die fünf eine richtige, prima Live-Band, die ihre musikalische Leidenschaft durchaus ernst nimmt. Ein klarer, kompakter Beat mit nervösen Orgeltönen bestimmt den Groove und die beinahe hymnischen Refrains geben auch dem Pop eine Chance. Sängerin Bernadette Hengst durchlebt gekonnt die extremsten Darstellungsformen des Entertainments, von rotziger Punk-Attitüde bis zum naiven Charme der Schlagerstars aus den 70ern. So wurde der Abend zu einem mitreißenden Statement für das Konzert als Happening und für den Spaß an der Musik. Uh yeah!

Björn Ahrens

Heute abend: Mojo Club presents Dancefloor Jazz III. Unterstützt von Londoner Studiomusikern beenden die Mojo-DJs in vertrauter Umgebung ihre Tournee zum bisher dritten Sampler. Mojo-Mecki Oliver Korthals konnte dafür erneut ausgiebig im Backprogramm von Polygram, besonders bei Verve, kramen. Heraus kamen Sounds, die die Ära von 1965 bis 1973 zwischen Soul und Latin anknabbern und damit einen typischen Mojo-Clubabend auf Vinyl bannen. Je weiter allerdings die Erkundung dieser Ära fortschreitet, desto mehr müde Latin-Latschen finden sich im Mojo ein, so daß anerkannte Tanzbodenfeger wie James Last und Klaus Doldinger kaum mehr aus dem Takt fallen. Oder nimmt sich der Dance-Jazz-Dunstkreis mit den urdeutschen Rumba-Recken augenzwinkernd selbst auf die Schippe?

Volker Marquardt

Mojo Club, 23 Uhr.

Morgen Abend: Guy Klucev sek & Ain't Nothin' But a Polka Band. In Plattenläden stehen Aufnahmen des Akkordeonisten Guy Klucevsek unter der Rubrik Avantgarde. Dabei spielt der in New York geborene Musiker eindeutig Polka, einen böhmischen Rhythmus im Zweivierteltakt. Paßt lebhafte Folkmusik zu einem künstlerischen Anspruch jenseits formaler Grenzen?

Dem Polka-Aktivisten gelingt diese Zusammenführung seit zehn Jahren überzeugend, zudem konnte er namhafte Kollegen wie John Zorn, Fred Frith, Elliot Sharp und Don Byron bekehren. Der Sohn slowenischer Einwanderer lernte schon als Kind Polka zu spielen, später studierte er klassisches Akkordeon. Mitte der 80er besann sich Klucevsek auf sein musikalisches Erbe. In seinem Programm finden sich neben Eigenem denn auch verstaubte Stücke aus der Mottenkiste der Polka.

Nikos Theodorakopulos

Fabrik, 21 Uhr

Außerdem: Zwölf Hamburger Musiker führen zusammen mit dem Keyboarder Anthony Coleman Cobra auf, eine Komposition von John Zorn (heute und morgen im Westwerk um 21 Uhr).