Sanssouci
: Vorschlag

■ Von Free Jazz bis Dixie: Perry Robinson Quartett beim Rag 'n Jazz Festival auf der Havel

Am morgigen Sonntag nachmittag geht ein guter Teil der in Berlin lebenden Jazzer aufs Wasser. Genauer auf den Havel- Stern-Dampfer, der in Mississippi-Manier die heimischen Gewässer vom Wannsee bis nach Werder durchschippern wird. Veranstalter dieses einzigartigen Jazzereignisses ist nun bereits im dritten Jahr die „Bebob“-Crew aus der Willibald-Alexis- Straße, Sutay Tuncel und Sedal Sardan.

Auch wenn die Finanzierung eines solchen Projektes – ohne Sponsoren und Subventionen – auch dieses Jahr wieder droht den Bach runterzugehen, die Passion der beiden professionellen Jazzfans wird es vor dem Opferfall der Fluten bewahren. Auf zwei Bühnen werden fünf Stunden lang an die dreißig Musiker jammen und swingen, darunter All-Stars des Berliner Clubjazz wie Mesut Ali, Mack Goldsbury, Fuasi Abdul Khaliq, Hans Hartmann, Jan von Klewitz, Tony Bianco, Mike Russell und Rudi Neuwirth.

Als besonderes Highlight des diesjährigen Dampferjazzfestivals ist das einzige Berlin-Konzert des Perry Robinson Quartetts angekündigt, das in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert. Jahrelang führte der New Yorker Klarinettist Robinson die Kritikerpolls der Jazz-Zeitschrift downbeat an, die New York Times nannte ihn gar den „begnadetsten Klarinettisten des Modern Jazz“. Der heute 55jährige Robinson partizipierte an der sogenannten Free Jazz Revolution, war sowohl in der New Yorker Loft-Szene aktiv als auch mit Dave Brubeck unterwegs und wirkte an zahlreichen Plattenaufnahmen von Archie Shepp, Ray Anderson oder Charlie Hadens Liberation Music Orchestra mit, um nur einige zu nennen. Mit dem mittlerweile in Berlin lebenden Schlagzeuger Ernst Bier, dem Bassisten Ed Schuller und Simon Nabatow, Piano, gründete er 1984 in New York sein Quartett, dessen improvisatorische Spannkraft eindrucksvoll auf der CD „Call To The Stars“ (WestWind) dokumentiert ist. Kein „Ad-hoc-Comboism“, sondern dicht kommunizierende Kollektivarbeit. Wer nicht ganz ohne festen Boden durch die Landschaft schippern mag, kann sich getrost an diese Musik halten. Christian Broecking

Morgen, 15 Uhr (pünktlich), Anlegestelle am S-Bhf. Wannsee, Fahrt über Potsdamer Seen bis Werder, Rückkehr 20 Uhr. Karten an der Anlegestelle, ansonsten kann man Karten auch telefonisch reservieren lassen (ab 18 Uhr: 694 11 62).