Millionengeschenk für Tennis-Club

■ Renommier-Club erhält 20 Millionen Mark vom Senat / CDU-Fraktionsvorsitzender Landowsky als Multifunktionär

Während Berlin wieder auf eine Sparrunde zugeht, spendiert der Senat dem Tennisclub LTTC Rot- Weiß im nächsten Jahr 20 Millionen Mark für den Neubau von Tribünen. Mit der Summe, die der Erweiterung der Sitzplatzkapazität von derzeit 4.500 auf rund 7.500 dient, sicherte der Senat die weitere Austragung der German Open für Damen bis ins Jahr 2007. Zuvor hatte der Damen-Weltverband den Verein unter Druck gesetzt und mit einem Rückzug aus Berlin gedroht. Als möglicher Konkurrent galt lange Zeit das Land Hamburg. Bei der Entscheidung für den Umbau des Vereinsgeländes im Grunewald mischte der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus-Rüdiger Landowsky gleich in Mehrfachfunktionen kräftig mit. Als LTTC-Mitglied nahm er auf der entscheidenden Hauptversammlung des Renommierclubs teil, auf der gegen starken Widerstand der Umbau mit öffentlichen Mitteln von einer knappen Mehrheit der Mitglieder gebilligt wurde.

Daneben unterstützte er als Vorstandsmitglied der Bankgesellschaft Berlin die German Open für Damen: Der zuständigen Vermarktungsagentur „International Management Group“ (IMG) wurde mit einer Finanzspritze unter die Arme gegriffen, nachdem 1993 die Lufthansa als Geldgeber ausgestiegen war. Bis 1997, so der CDU-Politiker zur taz, habe man sich verpflichet, IMG jährlich mit einer Summe zwischen „einer und zwei Millionen Mark zu sponsern“. Darüber hinaus besteht für IMG, die ihren Hauptsitz in den USA hat und weltweit Tennisturniere organisiert, eine Sponsoroption für weitere zehn Jahre.

Landowsky verteidigt die Entscheidung des Senats und der Bankgesellschaft: „Angesichts der publizistischen Wirkung halte ich die Summen für relativ günstig.“ Zumal Berlin als Hauptstadt neben der German Open für Damen nur das DFB-Pokalfinale und den Marathon als „Sportereignisse von nationalem und internationalem Rang“ aufweisen könne.

Für die Abgeordneten Michaele Schreyer und Judith Demba von Bündnis 90/ Die Grünen ist der Vorgang ein Skandal. Anders als sonst bei Sportvereinen üblich werde LTTC von einer Eigenbeteiligung und Rückzahlungspflicht freigestellt. Als Vergleich zogen sie den Etat von 19,8 Millionen Mark der Abteilung Bildung und Kultur im Bezirksamt Prenzlauer Berg heran, mit dem unter anderem auch Schulturnhallen unterhalten werden. Wegen baulicher Mängel seien allein in diesem Bezirk fünf Schulturnhallen gesperrt worden. Vier weitere müßten geschlossen werden.

Sie forderten den Senat auf, für eine Verbesserung der „katastrophalen Bedingungen“ im Schul- oder Vereinssport Ostberlins zu sorgen. Es sei anmaßend, die Steuern nach westlichen „Einzelinteressen“ zu verwenden. Severin Weiland