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■ FußballFortuna Düsseldorf: Alt, aber schlau

Augsburg (taz) – Was können Fußballer nicht alles sein: hirnlos, arrogant, dummschwätzig. Aber intelligent? Ja doch, am Rhein soll's welche geben. Das behauptet zumindest der Lehrmeister von Fortuna Düsseldorf, Aleksandar Ristic, der wiederum aber auch nicht unbedingt als Philosoph bekannt ist. „In der Aufstiegsrunde hatten wir nur einen Vorteil“, doziert der Bosnier, „wir sind alt – aber schlau.“ Ein Zeichen der Routine also, sich so wenig wie nötig zu bewegen, und so häufig wie möglich die Lederkugel ins gegnerische Tor zu mogeln? Effizienz, nennt es Ristic. Glück, Fortuna eben, nennen es die Unterlegenen und ziehen eine grimmige Grimasse.

Wie etwa die Verantwortlichen der FC-Bayern-Filiale FC Augsburg: Den freistaatlichen Meisterkickern war solcherlei Ungemach widerfahren und entsprechend groß war das Gejammer bei den Weißbier-Schwaben. Im Fußball gebe es keine Gerechtigkeit, schluchzte Coach Armin Veh nach für seine Balltreter äußerst lehrreichen 90 Minuten und fügte trotzig hinzu: „Jetzt sieht Düsseldorf mal wieder aus wie die cleverere Mannschaft.“ Alles eine Frage der Interpretation, argumentiert Ristic. Es genüge eben, zweimal aufs Tor zu schießen, wenn die Kicker auch treffen, und der eigene Torsteher selbst die größten Chancen des Gegners – zumal im Verein mit dessen Schusseligkeit – zunichte mache. Simplicissimo! Aber bloß kein Schulterklopfen für den 22jährigen Georg Koch, der mit seinen erstligareifen Leistungen jeden einzelnen der bisher sieben Punkte in der Aufstiegsrunde rettete. Ristic: „Freistöße halten ist einfach. Er hat eben immer da gestanden, wo er stehen soll.“

Die langjährige Berufserfahrung der Mannschaft – knapp 600 Erstligaspiele stecken in den strammen Waden – hat der Fortuna die Nasenlänge Vorteil gebracht, die zum Wiederaufstieg ins Profigeschäft nötig ist. Lediglich ein Pünktchen gegen die noch abgetakelteren Ex- Stars von Eintracht Braunschweig (selbst Igor Belanow darf da mitspielen), dann ist die einjährige Bundesliga-Abstinenz überstanden. Wurde auch langweilig: In der Rückrunde der Oberliga Nordrhein mußte die Fortuna schlappe fünf Gegentore kassieren, ohne auch nur einen Minuspunkt hinzunehmen. Da dürfte es für die treuen Fans, die für einen Zuschauerschnitt von rund 6.200 sorgten, in der zweiten Liga wieder interessanter werden, zumal mit Ex-Borusse Frank Mill eine sportlich wertvolle und gleichermaßen routinierte Verstärkung gelang.

Das Aufwärtsstreben indes ist noch längst nicht beendet – die Münchener Löwen haben's mit ihrem Durchmarsch (???) vorgemacht. Ristic, der Apologet der Einschüchterungspädagogik Kraft durch Schrecken, wird auch weiterhin von seinem Schnüffelstoff-, Verzeihung: Klebstoff-Stühlchen seine Untergebenen mit solch wohlmeinenden Ermunterungen wie „Beweg Dich, du Schwanz!“ zu mehr Leistungsbereitschaft auffordern und finanziell dürfte der Traditionsclub eh keine Probleme bekommen. Bei einem offiziellen Oberliga-Etat von 3,6 Millionen Mark, für die kommende Zweitliga-Saison sollen es 6,5 Millionen sein, läßt sich gediegen arbeiten. Doch was sind schon Geld und Routiniers? Ristic weiß genau: „Ohne Glück Leben ist schwarz.“Markus Götting

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