Plutonium aus Moskau?

■ Geheimdienste suchen Herkunft

Bonn/Berlin (dpa/taz) – Das im Mai in Baden-Württemberg sichergestellte waffenfähige Plutonium stammt nach Angaben von deutschen Geheimdiensten offenbar aus Moskau. Eine „sichere Quelle“ hat der Deutschen Presse- Agentur nach deren Angaben mitgeteilt, daß das Plutonium auf „verschlungenen Wegen“ nach Deutschland gekommen sei. Es habe von der russischen Hauptstadt aus die Route über Ungarn und die Schweiz genommen. Nähere Einzelheiten wurden nicht bekannt.

Das hochradioaktive Schwermetall war am 10. Mai bei einer Hausdurchsuchung im badischen Tengen im Kreis Konstanz bei einem Geschäftsmann sichergestellt worden. Er sitzt in Untersuchungshaft. Nach Angaben von Experten handelt es sich um den ersten Schmuggel von atomwaffenfähigem Plutonium, der in der Bundesrepublik aufgedeckt worden ist.

Messungen am Europäischen Institut für Transurane beim Kernforschungszentrum in Karlsruhe hatten ergeben, daß zehn Prozent des insgesamt etwa 60 Gramm wiegenden radioaktiven Materials hochreines Plutonium 239 mit einem Anreicherungsgrad von 99 Prozent sind, wie es nur bei der Herstellung von Atomwaffen entsteht. Über die Zusammensetzung der restlichen 90 Prozent will das Institut noch weitere detaillierte Untersuchungen vornehmen, für die es nach Angaben eines Sprechers noch zwei Wochen braucht. „Ob das Plutonium aus Moskau kommt, können wir noch nicht sagen“, sagte der Sprecher.