Die letzte Chance gewahrt

■ Der FC St. Pauli gewinnt 4:1 gegen Platzverweis-gestreßte Mannheimer im ausverkauften Wilhelm-Koch-Stadion und hofft weiter Von Kai Rehländer

Das Bier reichte knapp bis zur Sportschau. Die Karten für den Sonderzug nach Wolfsburg waren schon vor dem Spiel restlos ausverkauft im Fanladen des FC St. Pauli. Es wurde gefeiert im Hamburger Vergnügungsviertel. 4:1 besiegte St. Pauli den SV Waldhof Mannheim und wahrte sich somit die Chance am letzten Spieltag der Zweiten Liga doch noch in die Bundesliga aufzusteigen. (Wenn der FC gegen Wolfsburg gewinnt und die punktgleichen – aber im Torverhältnis besseren – 60er aus München in Meppen mindestens einen Punkt lassen oder – um die Zahlenspiele zu komplettieren – St. Pauli Unentschieden spielt und der TSV 1860 München in Meppen eine Packung bekommt.)

Dabei sah es nach etwa einer halben Minute Spielzeit im ausverkauften Wilhelm-Koch-Stadion eher nach einem Frustbesäufnis für die AnhängerInnen des Kiezclubs aus: Leonardo Manzi tölpelte im Strafraum den Mannheimer Jörg Kirsten um, was Schiedsrichter Fröhlich dazu veranlaßte, sogleich Elfmeter für die Badenser zu pfeifen. Kirstens Schuß, St. Pauli-Torhüter Klaus Thomforde fliegt ins Leere: 0:1 nach zwei Minuten. Das Spiel wurde zunehmend rustikaler. Nach nicht einmal 30 Minuten, keiner nennenswerten Chance für den FC St. Pauli, einer Glanzparade von Klaus Thomforde, waren schon vier Mannheimer Spieler mit einer gelben Karte bedacht. Plötzlich, aus heiterem Himmel, während sich Martino Gatti nach einem Tritt eines Mannheimers noch an der Außenlinie kugelte, eine Flanke von Manzi an den Fünfmeterraum, die Marcus Marin mit einem fulminanten Volleyschuß zum 1:1-Halbzeitstand verwerten konnte.

Die Mannheimer Kartenflut der ersten halben Stunde rächte sich nach 60 Minuten. Ein Tritt von Henrik Larsen in die Hacken von St. Pauli-Spielmacher Carsten Pröpper, und auf einmal spielten nur noch 10 Waldhof-Buben gegen die Kiezkicker. Eine Minute später waren es nur noch neun: Marcus Marin stocherte den Ball irgendwie zum 2:1 über die gegnerische Torlinie und der Mannheimer Rene Hecker schubste wegen vermeintlicher Regelwidrigkeiten den Schiedsrichter: Rote Karte

Auch wenn sich der FC St. Pauli bisher gegen derart dezimierte Gegner schwer tat, gelang es durch Ari Hjelm (77. Minute) und Jens Scharping (88. min) noch zwei weitere Treffer zu erzielen.

Bescheidenheit trotz des höchsten Saisonsieges seiner Eleven bei St. Pauli-Trainer Seppo Eichkorn: „Die Mannschaft hat ihre Pflicht erfüllt.“ Vereinspräsident und -Finanzier Heinz Weisener freute sich, daß die Mannschaft gezeigt habe, daß sie weiß, um was es jetzt geht. Eintrittskarten für das Saisonfinale in Wolfsburg sind ab heute im Kartencenter und im Fanladen erhältlich.

FC St. Pauli: Thomforde – Dammann – Manzi (74. Fröhling), Schlindwein – Gatti, Gronau, Pröpper, Hjelm, Hollerbach – Scharping, Marin

SV Waldhof Mannheim: Clauss – Nachtweih – Köpper, Schnalke – Fellhauer (46. Dehoust), Barth, Zeyer, Larsen, Scheubert – Kirsten, Hecker

Schiedsrichter: Fröhlich (Berlin) – Zuschauer: 20 551 (ausverk.)

Tore: 0:1 Kirsten (2./Foulelfmeter), 1:1 Marin (30.), 2:1 Marin (63.), 3:1 Hjelm (77.), 4:1 Scharping (88.)

Gelb-Rote Karte: Larsen (62.)

Rote Karte: Hecker (63.)

Gelbe Karten: Schlindwein / Larsen, Fellhauer, Köpper, Hecker