■ Schöner leben
: Der Geist, unserer

Nein, wir üben uns weder gemeinsam im feministischen Obertonsingen, noch proben wir regelmäßig freitags den Derwischtanz. Die Tische in unserer WG verrücken wir wenn überhaupt dann zum Staubsaugen, entgegen allen Mutmaßungen sammeln wir uns nicht um Mitternacht zur Händchenhalterunde. Und doch: wir haben einen Geist! Ich seh' Sie schon schmunzeln, wir aber wissen es genau. Und zwar seit ein paar Wochen, als zwei von uns vier sich plötzlich einig waren: kalter Windhauch, irgendjemand schleicht sich in die Zimmer, erzeugt Platz- und Atemnot. Weit davon entfernt, uns nicht ad hoc zu solidarisieren, und bestens im Teil-Nehmen trainiert, teilen wir uns also seither auch diese neue Erscheinung: Wir haben einen Wohngemeinschafts-Geist.

Nun könnte frau ja auch alle möglichen Nachforschungen anstellen, könnte den Vermieter anrufen und grauseligen Geschichten hinterherspüren, oder in den WG-Annalen wühlen und die eigentlichen BeschwörerInnen zur Rede stellen. Naja, es könnte aber auch sein, daß dann der Geist, pardon unser Geist, vielleicht verärgert wäre über solch biestige Ungläubigkeit. Denn schon denken wir hartgesottenen Frauen darüber nach, wie wir ihn (sächlich kann er nicht sein, weiblich schon gar nicht, also...) nicht unnötig provozieren und legen uns Handlungsmaxime zurecht: Du darfst dich nicht über ihn lustig machen! Stimme ihn gnädig, rufe ihn nicht aus purer Unvernunft; wenn er doch auftaucht, nötige ihn freundlich aber bestimmt mit einem kurzen „Geh weg!“ aus dem Raum.

Das soll nun aber nicht heißen, daß wir nicht auch ein gastfreundliches Team wären – und da schließen wir unseren Geist nicht aus! Wenn er denn schon mal da ist, soll er sich auch mit sich selbst wohlfühlen können, und dann von uns nichts mehr wollen. Ha! Nur – wer kennt sie denn, die Vorlieben dieses uns heimlich Unheimlichen? Wir jedenfalls starteten kürzlich den ersten Ablenkungsversuch mit den „Toten Hosen“, die ja erklärtermaßen vor keinem deutschen Wohnzimmer zurückschrecken. Ob's geklappt hat? Jetzt haben Sie ihn selbst gerufen. Silvia Plahl