Routinemammographie nicht für alle Frauen sinnvoll

■ betr.: „Herausforderung Brust krebs“, taz vom 30.5.94

Der Artikel zeigt sehr informativ und kompetent die Schwierigkeiten auf, die Frauen in ihrer Entscheidung für oder gegen eine routinemäßige Untersuchung ihrer Brust berücksichtigen müssen.

Das Feministische Frauen Gesundheits Zentrum (FFGZ) e.V., Berlin, stellt fest, daß ÄrztInnen und Fachgesellschaften zunehmend Frauen ab 35 Jahren auffordern, routinemäßig ihre Brüste röntgen zu lassen. Dadurch sei Brustkrebs frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. [...]

Wir sind der Ansicht, daß durch die Aufforderung zur Routinemammographie nicht nur vielen Frauen Hoffnungen gemacht werden, die wissenschaftlich nicht begründbar sind, sondern daß sie auch unnötig den Risiken dieser Diagnosemethoden ausgesetzt werden. Eine Mammographie bedeutet eine Röntgenbelastung der Brüste, die um so größer ist, je jünger eine Frau ist, da dann das Gewebe dichter und somit eine höhere Strahlendosis notwendig ist. Demgegenüber empfiehlt das FFGZ die Selbstuntersuchung der Brust als sinnvollere Methode.

Auf einer Expertenkonferenz des US-amerikanischen Nationalen Krebsinstitutes im Februar 1993 in Bethesda, MD., stellten internationale ForscherInnen ihre neuesten umfangreichen Untersuchungen dar. Sie ergaben, daß Reihenuntersuchungen an Frauen unter 50 Jahren die Sterblichkeit an Brustkrebs nicht senken. [...]

Diese Ergebnisse sollen allerdings keine Gültigkeit haben für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren. In Schweden wurde in dieser Altersgruppe eine Reduzierung der Sterblichkeitsrate um 29 Prozent, in England um 20 Prozent festgestellt, das heißt, ältere Frauen profitieren eher von dieser Untersuchung als jüngere.

Es ist bezeichnend, daß den Hinweisen nach Ursachen von Brustkrebs, die in der starken Umweltbelastung liegen können, viel zu wenige Forschungen gewidmet sind. Brustkrebs ist einer der häufigsten Krebsarten bei Frauen. Verständlich ist deshalb die Suche danach, welche Faktoren das Auftreten von Brustkrebs begünstigen. Normalerweise werden ein später Eintritt der Pubertät, frühe Wechseljahre, späte Geburt des ersten Kindes, eine Familiengeschichte, bei der Brustkrebs in der Familie der Mutter vorkommt, hoher Fett- und niedriger Ballaststoffgehalt der Ernährung, Bewegungsmangel und hohes Gewicht als Risikofaktoren angesehen. Diese Faktoren treffen aber noch nicht einmal auf 50 Prozent der Frauen, die Brustkrebs haben, zu. Es gibt nun Hinweise, daß Umweltgifte wie Pestizide, die sich im Fettgewebe ablagern, einen wichtigen Risikofaktor darstellen. Diese organischen Kohlenstoffe sammeln sich im Fettgewebe an. Nach einer Studie hatten Frauen mit Brustkrebs stark erhöhte Werte. Nur in Israel, wo diese Pestizide verboten wurden, sinkt das Vorkommen an Brustkrebs (Marilyn McGregor: Breast Cancer. The Pesticide Connection. in: A Friend Indeed X,5,, Oct 93, 3-4; Women Wise, Fall 1993, 3). In diesem Zusammenhang möchte ich auf das Themenheft unserer Zeitschrift Clio Nr. 35 hinweisen, das schwerpunktmäßig Brustgesundheit und Mammographie behandelt. Zu bestellen gegen 6 DM plus 1,50 DM Porto in Briefmarken beim FFGZ e.V., Bamberger Straße 51, 10777 Berlin. Sylvia Groth, FFGZ e.V. Berlin