Müll-Overkill in Altenwerder

■ CDU macht Front gegen Müllverbrennungsanlage in Neuhof

Darf es auch ein bißchen mehr sein? Der Standardspruch jedes gewinnorientierten Wurstverkäufers ist die neue Leitlinie der CDU-Abfallpolitik. CDU-Fraktionsvorsitzender Ole von Beust und Abfall-Spezi Roland Salchow belebten gestern die Hamburger Müllverbrennungs-Diskussion mit der Forderung, die Kapazität der geplanten vierten Hamburger Müllverbrennungsanlage von projektierten 240.000 Jahres-Tonnen auf 290.000 Tonnen zu erhöhen. Ihr Argument: „Wir brauchen Reservekapazitäten“.

Am Tag vor der Senatsentscheidung darüber, ob die neue Müllverbrennungsanlage in Altenwerder oder in Wilhelmsburg/Neuhof gebaut wird, legte sich die CDU schon mal fest: „Für uns kommt nur Altenwerder in Frage“, bekannte Ole von Beust, denn „politische Akzeptanz ist wichtiger als eine technokratische Entscheidung“. Die Mehrkosten von geschätzten 30 Millionen Mark müßten auf die Müllgebühren umgelegt werden. Von Beust: „Hier müssen alle Hamburger mit Wilhelmsburg solidarisch sein“.

Ganz unsolidarisch gingen dafür von Beust und Salchow mit dem Senat um, dem sie eine „monatelange Herumeierei“ bei der Standort-Suche vorwarfen. Von Beust: „Die Menschen haben Anspruch auf eine klare Entscheidung“.

Der kleine Schönheitsfehler der christdemokratischen „Hau-drauf-Argumentation“: Erst durch den SPD-Eiertanz rückte die Standort-Alternative Altenwerder ins Blickfeld, für die sich die CDU jetzt stark macht. Und gerade die WilhelmsburgerInnen fordern statt vollendeter Tatsachen eine weitere Diskussion auch darüber, ob Hamburg wirklich weitere Verbrennungsöfen braucht. Die CDU aber hat diese Frage mit ihrer Überkapazitäts-Konzept für sich eindeutig beantwortet. Ganz nach dem Motto: Müll machen, auf daß der Schornstein raucht. Marco Carini