Zeitung im Kino

■ Handwerk satt, Inhalt ziemlich mager: „Schlagzeilen“, der neue Hollywood-Film von Ron Howard

Die Bildermaschinen Hollywoods sind zur Zeit so gut geölt, daß sie auch im Leerlauf ganz beachtliche Waren fabrizieren. Filme ohne neue Ideen, besondere Geschichten oder interessante Charaktere – die aber handwerklich so kompetent gemacht sind, daß man kaum merkt, wie fadenscheinig das Produkt eigentlich ist. „Schlagzeilen“ ist ein Musterbeispiel für diese Entwicklung.

„The Paper“ (so der Originaltitel) ist noch ein Film über das aufregende Leben in einer Zeitungsredaktion. Die nervenaufreibenden Recherchen nach der Story, mit der alle Konkurrenzblätter ausgestochen werden, die emotionalen Scharmützel zwischen den Kollegen, die zynischen Kommentare in den Redaktionssitzungen und der ewige Kampf gegen den Redaktonsschluß: all das kennt man aus den vielen guten Filmen, mit denen Regisseure wie Hawks, Wilder oder Pakula dieses Subgenre populär gemacht haben. Aufgefrischt mit den Befindlichkeiten der 90er Jahre läßt sich alleine aus diesen Versatzstücken schon ein ganz passabler Film basteln. Zwischen orthopädischen Stühlen und penibelster politischer Korrektheit agiert so ein quotengerechtes Ensemble – komplett mit hochschwangerer Reporterin, krebskrankem Chefredakteur und einer karrieregeilen Intrigantin. Und wer wäre für diese Rolle die Idealbesetzung? Genau: Glenn Close. Auch sonst ist das Casting bei diesem Film perfekt, und das bringt schon die halbe Miete: Ex-Batman Michael Keaton ist der junge, aufrechte Held, Randy Quaid der paranoide Kolumnist und Robert Duval der guter Vater aller und Chefredakteur.

Der routinierte Regisseur Ron Howard, der mit Filmen wie „Coccon“, „Backdraft“ oder „In einem fernen Land“ zwar keine Oscaranwärter, dafür aber sichere Kassenerfolge lieferte, konnte bei diesen Zutaten kaum noch etwas falschmachen. Ein gut konstruiertes Drehbuch, in dem Spannung, Humor und Gefühl genau dosiert verabreicht werden, und eine originelle Idee nur stören würde, ist hier schon fast eine Selbstverständlichkeit.

Der dramatische Höhepunkt mit der Parallelmontage von einer Geburt und den laufenden Druckmaschinen der Zeitung ist zwar lächerlich, wenn man hinterher darüber nachdenkt, aber dann hat man ja auch schon fast den ganzen Film wieder vergessen.

Wilfried Hippen

Europa 14.45, 17.30, 20.15 Uhr