Sie verhandeln wieder

■ Serben erfüllten Bedingung für Genfer Gespräche über Waffenstillstand

Genf (taz) – Nach viertägigem Warten haben am Montag mittag in Genf doch noch Verhandlungen über einen Waffenstillstand für ganz Bosnien begonnen. Zuvor hatte der Sondergesandte der UNO, Yasushi Akashi, die bosnischen Serben wiederholt ultimativ aufgefordert, ihre bewaffneten Kräfte aus der Drei-Kilometer- Zone um Goražde abzuziehen.

Am Montag morgen stimmte der Leiter der bosnischen Regierungsdelegation in Genf, Vizepräsident Ejup Ganić, schließlich der Einschätzung Akashis zu, daß sich keine bewaffneten Serben mehr in der Zone um die ostbosnische Stadt befänden.

Als sehr gering galten gestern allerdings die Aussichten auf einen Erfolg der Verhandlungen. Denn bei diesen sprechen die Kriegsparteien nicht miteinander, sondern treffen sich getrennt mit Akashi und dem Unprofor-Oberkommandierenden für Bosnien. Akashi hatte beiden Seiten Anfang letzter Woche den Entwurf für eine zunächst auf vier Monate befristete Waffenstillstandsvereinbarung übermittelt. Sie sieht das Ende aller Kämpfe vor, die Entflechtung der Truppen und den Rückzug schwerer Waffen um mehrere Kilometer hinter die Frontlinien. In den dadurch entstehenden Pufferzonen sollen Unprofor-Soldaten stationiert werden.

Die bosnische Regierung hat Bedenken gegen eine Waffenstillstandsvereinbarung ohne ein gleichzeitiges Abkommen über die politische Lösung und lehnt eine Unprofor-Stationierung in den Pufferzonen bislang ab. In Sarajevo fürchtet man, daß die Frontlinien so im Laufe der Zeit zu politischen Grenzen werden. Die Regierung fordert, daß zur „Wiederherstellung der Kräftebilanz“ und als Bedingung für einen Waffenstillstand alle schweren Waffen der Serben im Umkreis von 100 Kilometern um Sarajevo – und damit aus fast dem gesamten Gebiet Bosniens – entfernt werden.

In Genf wurde damit gerechnet, daß die Serben diese Forderung ablehnen und daß auch die UNO sie nicht unterstützt. Andreas Zumach