Friedensforscherkaserne

■ Die Führungsakademie der Bundeswehr in Blankenese schmückt sich jetzt mit dem Namen Graf von Baudissins

Die Bundeswehr setzt nicht nur auf Abrüstung, der angebliche friedenspolitische Auftrag prangt nunmehr sogar an der Haustür. Seit gestern mittag heißt die Bundeswehrführungsakademie in Hamburg-Blankenese - vielfach auch schlicht und ergreifend „Füak“ genannt - nicht mehr „General-Schwartzkopff-Kaserne“, sondern „Generalleutnant-Graf-von-Baudissin-Kaserne“. Bundesverteidigungsminister Volker Rühe sowie Bürgermeister Henning Voscherau nahmen höchstpersönlich an der Umtaufe teil.

Der vor einem Jahr verstorbene Wolf Graf von Baudissin, der als „Vater der inneren Führung“ der Bundeswehr galt und den Begriff des „Bürgers in Uniform“ geprägt hatte, war Gründer und lange Jahre Leiter des Hamburger Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, das sich während der Hochzeiten der Friedensbewegung mancher Anregung von KriegsgegnerInnen nicht verschloß und die Abrüstungsvorschläge in die etablierte Politik einbrachte. Bürgermeister Voscherau würdigte von Baudissin in seiner Festansprache: „Hier verknüpfte er Friedensforschung, Sicherheitspolitik und Politikberatung - ein völlig neuer Ansatz.“

Die Benennung einer Militäreinrichtung nach einem Friedensforscher mag dennoch verblüffen. Irgendwie erinnert das an die Vorstöße der DKP und ihrer Jugendorganisation SDAJ, die Ende der 70er Jahre eine ganz revolutionäre Idee zur Beschleunigung des Friedensprozesses hatten: Dem imperialistischen Kriegsgerät des Westens sollte die bedrohliche Wirkung durch Benennung nach antifaschistischen Kämpfern genommen werden.

So wollten die wackeren Kommunisten etwa den Zerstörer „Hamburg“ in „Rosa Luxemburg“ umtaufen. Dieser Vorschlag wurde natürlich nie realisiert. Denn wie hätte im Ernstfall der DDR-Zerstörer „Rosa Luxemburg“ vom BRD-Zerstörer „Rosa Luxemburg“ unterschieden werden sollen?

Nach dem Fall der Mauer ist der Weg für derartige Experimente frei. Vielleicht fahren ja nun doch bald die Bundeswehr-Fregatte „Rosa Luxemburg“, der Zerstörer „Egon Bahr“ oder der Minensucher „Ernst Thälmann“ in Uno–Mission in krisengeschüttelte Gewässer.

Kai von Appen