Krummdolch im Herz

■ Lokale Bands im Dreierpack im MarX

Journalisten fragen „wer, wann, wo?“, Schizophrene gehen auf Entdeckungsfahrt zum „wer?“, und Geistliche vertiefen sich in das „warum?“. Alle tun das Gleiche, üben aber unterschiedliche Berufe aus. Deshalb fallen die Annahmen über die Antworten manchmal anders aus. Dem Duo Waldorf & Statler verdüstert sich beim Musikmachen jedoch regelmäßig die Sicht auf die Antworten. Ihre Texte lassen vermuten, daß der Zweifel hier wie ein Krummdolch in den Seelen bohrt, daß die zehrende Ungewiss-heit schwer über den Köpfen schwebt und daß Erkenntnis schließlich auch nur ein Synonym für das Fegefeuer des Daseins ist. Schlagzeuger Marcel Stötzler und Bassist Volker Laas singen über unglaubwürdige MigrantInnenfreunde und erwähnen erzwungene Spaziergänge am Rand des Suizides. Stötzler identifiziert sich selbst und seine besten Freunde als Lieblingsfeinde. Das führt zu expressionistischen Sprachbauten in Verbindung mit den Bedrohungsphantasien der 70er: „Deren Wände so erdrückend glatt / Daß Hände blutig Nägel zerrissen / Köpfe eingerannt an uns“ (aus dem Stück „Krieg“).

Vermeintlich heiße Eisen klopft auch Laas ab, wenn er in dem Stück „Vegetable“ sinniert: „Should society define human being?“ Mit nachdenklichen oder zurückhaltend ruppigen Einsätzen holt seit kurzem die Saxophonistin Doerte Petsch Waldorf & Statler aus der musikalischen (Spr)Oednis. Zu dritt entfernen sie sich nun von der Aura jener Kapelle, die in der Kabarettsendung Scheibenwischer seit jeher die Titelmelodie jingelt.

Die Kollegen von Kante lassen es sich nicht nehmen, ihre düstere Gesamtsicht an RTL und MTV aufzuhängen. Kante sind zerrissene Beobachter: Das Auge sieht wissend zu, wie der Körper das Falsche macht und der Mund das Falsche sagt. Kante und Waldorf & Statler vertreten ihre Position heute mit Die auch aus Bremen: Leben macht Kopfschmerzen. Kristof Schreuf

MarX, Markthalle, 20 Uhr