Krankheit als Weg zur Kunst

■ Kunst goes Krankenhaus mit dem Kunstprojekt „Metaphern zur Genesung“ im LBK

Das Krankenhaus als Ort der Kunstvermittlung? Diese Idee griff die Geschäftsführung der Landesbetriebskrankenhäuser (LBK) in dem ambitionierten Kunstprojekt Metaphern zur Genesung auf. Auf Einladung der LBK stellten acht Hamburger KünstlerInnen jeweils zwei Arbeiten zur Verfügung, die nun im AK Eilbek ausgestellt sind.

Soziale und sozialpolitische Motiviertheit waren für den Kurator, den Kunstwissenschaftler Gunnar F. Gerlach, das Kriterium, Ralf Jurszo, Christiane Augustin, Harald Finke, Michael Keesmeyer, Thomas Karsch, Wolfgang Kampz, DG Reiß und Bendix Harms zu bitten, sich an diesem Projekt zu beteiligen. LBK-Geschäftsführer Heinz Lohmann erläutert seine Intention so: „Wir wünschen uns in allen Krankenhäusern des LBK Orte der Kunstvermittlung. Das Krankenhaus ist ein Ort, an dem sich Menschen als Patienten in einer exponierten Position befinden. Ein Krankenhausaufenthalt ist alles andere als Normalität. Auch ansonsten sehr aktive Menschen sind gezwungen, in Passivität zu verharren. Gleichzeitig wirft die Krankheit immer wieder Fragen nach der eigenen Existenz auf“. Da kann Kunst Orientierung durch Konfrontation vermitteln.

Kurator Gerlach entlehnte als Motto für die Arbeiten, die im weitesten Sinne realistisch sind, bei dem Philosophen und Psychologen Herbert Marcuse: „Die Umgestaltung ist nur als die Weise denkbar, in der freie Menschen - oder vielmehr Menschen, die praktisch dabei sind, sich selbst zu befreien - ihr Leben solidarisch gestalten und eine Welt aufbauen, in welcher Kampf ums Dasein seine häßlichen und aggressiven Züge verliert.“

Die Ausstellung bildet die Folie, auf der soziales Engagement, Kunst und Politik zusammenfließen können, wie Gerlach zur Eröffnung erläuterte: “Nicht nur Fragen nach –Kunst und Krankheit' oder –Kunst und Genesung' stehen zur Debatte. Es handelt sich vielmehr um die Frage nach der Förderung, um Anteile von schöpferischen Qualitäten in den einzelnen Menschen zur Erhaltung oder Herstellung ganzheitlichen Wohlbefindens. Darin muß Krankheit als ein natürlicher Prozeß begriffen sein: In der Auseinandersetzung mit dem Negativen und durch die negative Erfahrung selbst, zu einer Negation der Negation als einem gestalterischen Prozeß zu gelangen (Dialog/Dialektik). Dies kann ferner sein: Bedingung der Möglichkeit zu sich selbst, und damit zu anderen, anderem zu finden.“ Die im Projekt versammelten Künstler - die einen Teil ihrer Arbeit spenden - verstehen ihr Engagement nicht nur als sozialen Gestus, sondern auch als eine sozialpolitische Haltung: Gesund werden als Auseinandersetzung des Einzelnen mit geistigen und künstlerischen Werten. Gerade Menschen, die in der unmittelbaren Erfahrung von Krankheit, Leiden, Schmerz und Isolation stehen, benötigen - auch im naturwissenschaftlichen Sinne - Anregungen, um sich der psychischen Auseinandersetzung mit der Krankheit zu stellen. Ein Ansatz, der auch für - zufällig gerade - Gesunde einen Besuch im Krankenhaus Eilbek lohnend gestaltet. Moritz von Kärnten

Ausstellung im LBK Hamburg, Haus C, II. Stock, auf dem Gelände des AK Eilbek, Friedrichsbergerstr. 56-58, werktags 10 bis 15 Uhr