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„Engmaschiges Hilfssystem“

■ Der erste Hamburger Suchtbericht liegt seit gestern vor

Gut ist sie, die Hamburger Suchtkrankenhilfe. In Deutschland belegt sie in vielen drogenpolitischen Feldern Spitzenreiterposition. Dennoch wird sich künftig in der Hansestadt einiges ändern müssen. So die Kernaussagen des ersten Gesamtsuchtberichts des Hamburger Drogenbeauftragten Horst Bossong.

Sein gestern vorgelegter Bericht umfaßt nicht nur eine Analyse über Umfang und Mißbrauch von legalen und illegalisierten Drogen (inklusive pathologischen Glücksspiels und Eßstörungen), sondern er gibt auch die Marschrichtung für die nächsten Jahre vor. Ausblicke, die nicht allen gefallen werden (siehe Interview).

Etwa 70.000 bis 90.000 Menschen in Hamburg praktizieren einen unvernünftigen und „chronisch exzessiven“ Umgang mit Suchtmittel. Das sind 4,5 bis 6,5 Prozent der hanseatischen Bevölkerung, die regelmäßig Alkohol, Medikamente oder Betäubungsmittel wie Heroin, Kokain, Cannabis oder LSD konsumieren. „Dies entspricht dem Bundesdurchschnitt“, sagte Bossong.

An der Spitze stehen die Alkoholabhängigen mit rund 60.000 Hamburgern. Zwischen 8000 bis 16.000 pflegen einen „problematischen“ Arzneikonsum und bis zu 10.000 „harte“ - also illegale - Drogenkonsumenten gibt es derzeit in der Hansestadt. Die etwa 420.000 RaucherInnen, die durch ihre Nikotinsucht auch Dritte gesundheitlich schädigen, tauchen in dieser Statistik nicht auf. Zudem wird geschätzt, daß allein in Hamburg bis zu 8000 GlücksspielerInnen und zwischen 45.000 und 170.000 Menschen (vorwiegend Frauen) mit massiven Eßstörungen, vor allem Mager- und Eßsucht, leben. Ein Anstieg an Suchterkrankungen, so Bossong, sei mit Ausnahme der illegalen Drogen in der Hansestadt aber nicht erkennbar.

Zufrieden zeigt sich der Drogenbeauftragte über das in den vergangenen Jahren ausgebaute „engmaschige Hilfesystem“. Besonders wichtig sei dabei, daß man bei den Behandlungsansätze auf Pluralität großen Wert gelegt habe. Wegweisend sei die Hamburger Methadonsubstitution, die mittlerweile fest in ein Regelsystem von niedergelassenen Ärzten und Drogenambulanzen verankert ist, sowie zahlreiche Gesetzesinitiativen, die Integration und Entkriminalisierung der Suchtkranken zum Ziel haben.

Doch auf gute Zeiten folgen schlechte: Die Umstrukturierung auf eine ergebnisorientierte Finanzierung wird Hamburgs Drogenpolitik in den kommenden Jahren prägen; nach Ansicht des Drogenbeauftragten würde dies zu mehr Professionalität führen. Auf die düstere Haushaltslage sei man jedoch so gut vorbereitet, daß die Einrichtungen nicht um ihre Existenz bangen müßten, so Bossong. sako

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