Der Kampf nach dem Sieg

■ Das National Theatre of Namibia zeigte in seinem Stück „We shall sing for the fatherland“ das Dilemma der Befreiung

„Krieg ist Krieg“ sagt Sergeant Major und sein Gefolgsmann Janibari salutiert, „egal, ob es der Krieg für die Befreiung des Vaterlandes oder der Krieg ums Überleben ist.“ Ein paar Jahre nach dem Sieg der Befreiungsarmee, in deren Guerrilla sie mitkämpften, ist das Gewehr der beiden Veteranen allerdings nur noch eine Krücke und das Schlachtfeld eine Bank in Windhoeks Zentralpark, die gegen den Parkwächter verteidigt werden muß.

Als Parabel auf das Dilemma der Befreiungsbewegungen, die zwar nationale Unabhängigkeit, damit aber noch lange keine Selbständigkeit und innere Gerechtigkeit erreichen, hat der Südafrikaner Zakes Mda das Stück „We shall sing for the fatherland“ bereits 1973 geschrieben. Doch dem „National Theatre of Namibia“ paßte es auch 1992 noch gut auf die Situation der verspäteten Unabhängigkeit ihres eigenen Landes. Um einige ironische Schlenker auf die aktuelle Politik Namibias angereichert, feierte die Inszenierung von Norman Job und Leon Beukes in Windhoek Erfolge. Jetzt war „We shall sing for the fatherland“ im Rahmen der Bremer Namibia-Woche im Theater am Leibnizplatz zu sehen.

Auf den ersten Blick führen Sergeant Major (Simon !Noariseb) und Janibari (Benito Mamarengane) das Leben von zwei Pennern im Stadtpark. Mit kleinen Diebstählen halten sie sich über Wasser, den Parkwächter verscheuchen sie mit schönen Worten und kleinen Bestechungen. Doch in ihnen steckt der Stolz des Sieges im Befreiungskrieg. Und so führen sie ihren täglichen Überlebenskampf nach einem detaillierten Schlachtplan und mit militärischem Zeremoniell. Doch die Inszenierung macht sich darüber keineswegs lustig. Lächerlich steht dagegen ein schwarzer Emporkömmling da, der durch den Park hastet, ohne mit seinen früheren Kampfgefährten ein Wort wechseln zu können: „Ich hab' keine Zeit für Euch, ich muß zur Cocktail-Party in die amerikanische Botschaft...“

So tragisch und so ironisch wie das dargestellte Leben der beiden übriggebliebenen Befreiungskämpfer ist auch ihr Ende. Nachdem sie in der eiskalten Nacht unter freiem Himmel erfroren sind, kehren sie als Geister zurück, um lauthals über ihr eigenes kümmerliches Begräbnis zu lachen. Auch auf dem Heldenfriedhof ist kein Platz mehr für sie. Ase