Stets zu Diensten

■ Das Bremer „Designhaus“ ist eröffnet: Ein Platz für neue Ideen – und für schöne Wirtschaftsträume

„Im Dienste der Wirtschaft“: So flattert das Motto der neuen Bremer Design GmbH den Besuchern des gleichfalls nagelneuen Bremer „Designhauses“ von der Fassade entgegen. Damit ist der Zweck des Hauses auch schon beschrieben. Zumindest, wenn es nach den Festrednern geht, die das Designhaus gestern seiner Bestimmung übergaben. Angeführt vom Wirtschaftssenator Claus Jäger, bekannten sich alle Initiatoren zum o.g. Motto: Design soll vor allem dazu dienen, die Bremer Firmen gewinnbringend zu profilieren – von anderen Design-Aspekten war am Eröffnungstage kaum etwas zu hören.

So eindimensional wie die Laudatores ist das Haus selbst freilich doch nicht. Derzeit arbeiten dort elf Design- und Ingenieursfirmen unter einem Dach; 20 sollen es einmal werden. Vor allem die kurzen Wege untereinander sollen den Mietparteien zunutze sein und so die Sache des Bremer Design befördern – so stellt es sich Jochen Rahe vor. Der Ex-Geschäftsführer des Design Zentrums hat das Haus gemeinsam mit dem Wirtschaftsressort auf den Weg gebracht; nach einem Jahr Bauzeit und für knapp sechs Millionen Mark steht der Neubau nun. Rahe hofft auf die „Synergie-Effekte“ unter den Firmen, wie es in der Branche so schön heißt: „Die sollen Neugier aufeinander entwickeln“, und dann auch das eine oder andere Projekt. Und dafür gibt es tatsächlich schon einige Beispiele.

Innovationen im Bereich Yachtbau“ seien z.B. aus der Zusammenarbeit einer Spezialfirma für Luxusboote und einem Büro für Industriedesign zu erwarten. An der Entwicklung eines gleichfalls ziemlich neuartigen Sitzmöbels arbeiten drei andere Partner: Für einen Sessel mit Beschallungsanlage benötigte der betreffende Designer die Hilfe eines Akustikers im Hause; ein Büro für Arbeitsplatzgestaltung macht sich nun Gedanken über die Vermarktung.

Weitere inspirierende Kontakte sollen sich aus dem direkten Umfeld des Hauses ergeben. Das steht nämlich inmitten des sog. „Technologieparks“ am Rande der Uni, und somit in der Nachbarschaft zahlreicher Forschungsinstitute. Förderlich, so glaubt Rahe, könnte z.B. die Nähe zum geplanten Max-Planck-Institut für Materialforschung sein; auch am universitären Institut für Ergonomie könnten sich die Design- und Ingenieursbüros auf den neuesten Stand der Forschung bringen. Überhaupt werde „Ende der 90er das ganze Gebiet hier voll sein mit neuen Instituten“ – an Optimismus hatte es am Eröffnungstage wirklich keinen Mangel.

Das Haus soll künftig als „erste Adresse“ für das Design im norddeutschen Raum dienen, heißt es z.B. in einer Erklärung des Design Zentrums, das sich selbst dort eingemietet hat. Das Gebäude an sich sei schließlich, vollendete Senator Jäger, „der beste Beweis für Design.“ Was er damit meinte, wurde zwar nicht so ganz klar; gleichviel: Eine erste Adresse für gelungene Architektur ist die Wiener Straße wohl nicht. Das Designhaus, sparsam und fristgerecht von der stadtnahen HIBeG errichtet, prangt in tiefster Mittelmäßigkeit in der Uni-Ödnis. Dunkelroter Klinker, schmale Fensterbänder und umlaufende Laubengänge sehnen sich nach dem Muff der Mietshäuser der 30er Jahre; als einzige, freilich unpassende Besonderheit darf der weiße Zylinder des Treppenhauses das Flachdach sprengen. Drinnen weiß gekalkte Wände, Chrom und Beton pur: Die neue Bescheidenheit, zum Schick erklärt.

Das kann die freudige Erregung der Initiatoren natürlich nicht bremsen. Und so scheinen die mutigen Firmen, die sich auf der grauen Wiese niedergelassen haben, von vornherein zum Erfolg verdammt. Die Geld- und Glückwunschgeber ließen jedenfalls in ihren Beiträgen keinen Zweifel daran, was sie vom Designhaus erwarten: Daß es sich auszahlt, und zwar gewaltig. Der Wirtschaftssenator sieht das Haus als „konsequente Fortsetzung“ des BITZ (“Bremer Innovations- und Technologiezentrum“) mit anderen Mitteln und somit als „Teil einer längerfristig angelegten Wirtschaftsfördrungsstrategie“. Für ihn sei Designförderung deshalb wichtig, „weil sie ein mittelstandsfreundliches Innovationsinstrument ist“. Als solches helfe es diesen herstellen, „durch ein erkennbares Firmenprofil Marktanteile zu gewinnen und an sich zu binden.“ Doch, ja, Design habe zwar auch „ein kulturelles Element“ – aber auch das soll die Region v.a. „mit Wachstumsimpulsen beflügeln“.

tom