1 DM für Solarstrom

■ NRW: Höherer Strompreis möglich

Berlin (taz) – Nach jahrelangem Widerstand hat der nordrhein- westfälische Wirtschaftsminister Günther Einert (SPD) jetzt die „kostendeckende Vergütung“ von Strom aus Photovoltaik-Anlagen erlaubt. Damit dürfen die regionalen Elektrizitätsversorger (EVU) privaten Betreibern solarer Minikraftwerke künftig rund zwei Mark für jede ins Netz eingespeiste Kilowattstunde zahlen. Gemeinden, die eigene Stadtwerke besitzen, erhalten so die Möglichkeit, zwecks Förderung der Photovoltaik die Strompreise heraufzusetzen. Das gleiche gilt auch für aus Wind, Wasser und Biomasse gewonnenen Strom.

Allerdings dürfen die Kommunen den Strompreis nur um höchstens ein Prozent erhöhen. Für Otto Normalverbraucher ergibt sich eine Mehrbelastung von höchstens 0,25 Pfennig pro Kilowattstunde. Ein Dreipersonenhaushalt müßte monatlich also höchstens eine Mark mehr für seinen Strom zahlen.

Der Düsseldorfer Wirtschaftsminister, der in Nordrhein-Westfalen über die Strompreise wacht, feiert die Entscheidung in einer Pressemitteilung als „bundesweit einmalige Grundsatzregelung zur Förderung der Stromerzeugung aus unerschöpflichen Energiequellen“. Allerdings mußte Einert zum Jagen getragen werden: vom Rat der Stadt Aachen, der in einer großen Koalition aus Bündnis 90/ Die Grünen, SPD und einigen CDU- Abgeordneten erstmals schon 1992 die kostendeckende Vergütung beschlossen hatte, vom in Aachen ansässigen Solarenergieförderverein (SFV), der das Modell entwickelte und bundesweit bekannt machte, schließlich von Teilen der Opposition und der eigenen Fraktion im Düsseldorfer Landtag, die Einert zu Jahresbeginn zum Einlenken drängten.

Mit dem „Aachener Modell“ soll letztlich der heute noch zu teuren Photovoltaik der Weg in die Massenproduktion und damit in die Kostendegression geebnet werden. Würden alle Gemeinden in Deutschland dem Beispiel folgen, ergäbe sich eine installierte Solarstromleistung von über 300 Megawatt. Das entspricht etwa der sechsfachen derzeitigen Weltjahresproduktion an Solarzellen – oder der Leistung eines halben Kohlekraftwerks. In etwa 35 Städten ist die „kostendeckende Vergütung“ Gegenstand laufender Beratungen. Gerd Rosenkranz