Aus den Niederungen des Fußballsports
: Die Seuche an den Füßen

■ Concordia in der Aufstiegsrunde weiterhin souverän

Erst stieg Altona 93 ab, dann erwischte es den 1.SC Norderstedt. Die Oberliga Nord (oder wie sie fortan heißt: Regionalliga Nord) drohte aus Hamburger Sicht auszudünnen. Doch am Sonntagnachmittag, um 16.45 Uhr, könnte ein prominenter Nachrücker schon feststehen: SC Concordia.

Zum Spitzenspiel der Gruppe B kommt der FC Bremerhaven nach Hamburg. Sollte Hannover 96 in der Zweiten Liga dem Abstieg von der Schippe springen (dazu ist nur ein Sieg bei RW Essen notwendig), reicht beiden Teams ein Unentschieden, um ins Oberhaus einzuziehen. Wenn Hannover allerdings absteigt, muß ein Sieg für Concordia herausspringen, um schon am vorletzten Spieltag alles klar zu machen. „Es ist sensationell, daß wir an der Tabellenspitze stehen, obwohl wir so viele Torchancen vergeben“, sagt Trainer Bernd Enge. Gegen den SV Sereetz war der Lebensmittelkaufmann an der Seitenlinie der Verzweiflung nahe, als er sah, wie seine Stürmer die Balljungs mit ihren Schüssen in Bewegung hielten. „Wir haben die Seuche an den Füßen“, erkannte er, nachdem Kovacec (3), Reinke (2), Bressem (2), Meister (2), Greve (2), Altenburg, Großkopf und Schweißing auch die besten Möglichkeiten ausließen. So mußte der Libero, Heiko Meister, die Kastanien aus dem Feuer holen. Nach einer Not-Flanke von Helge Mau stand er richtig und köpfte aus acht Metern in die lange Ecke - der Siegtreffer. Wie schon vor zwei Wochen war der Sereetzer Torwart Tim Cassel nur durch Kopfballtreffer zu überwinden. Damals hieß der Torjäger allerdings Karlheinz Riedle (beim Spiel der Nationalmannschaft gegen die Schleswig-Holstein-Auswahl). „Es ist ein schönes Gefühl, daß wir es nun selbst in der Hand haben“, sagt Bernd Enge, der bei seiner vierten Aufstiegsrunden-Teilnahme erstmals den großen Erfolg feiern könnte. Concordia-Präsident Herbert Kühl ergänzte: „Unser Verein gehört einfach ins Oberhaus.“ 17 Jahre waren die Marienthaler in der alten Oberliga Nord vertreten, bis sie 1991 abstiegen - jetzt steht der Rücckehr wohl nichts mehr im Wege. Und das Argument, der Kräfteverschleiß der fünf Spiele in 15 Tagen, zählt in so einer Situation auch nicht mehr.

Bei Bergedorf 85 wird inzwischen auch wieder der Rechenschieber herausgeholt. Nach dem 3:1-Erfolg am Mittwoch in Heide wittern die Elstern eine kleine Chance zum Aufstieg. Dazu ist allerdings am Sonntag ein Sieg in Lüneburg notwendig.

Dagegen hätte sich der Hamburger Fußball-Verband die Aufstiegsrunde der Kreisklassen-Dritten sparen können. Nach der Abmeldung von HLT steigen alle elf Aspiranten auf - aber so gab es wenigstens noch fünf „Freundschaftsspiele“.

Nobby Siegmann