Rußland im Ab- und Aufschwung

■ Industrieproduktion sinkt um ein Viertel / Handel legt zu

Moskau (AP/taz) – Die Industrieproduktion in Rußland ist in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um mehr als ein Viertel gesunken, während Handel und Banken im Aufschwung liegen. Besonders die Schwerindustrie befindet sich nach einem Regierungsbericht in einem „kritischen Zustand“. Aus dem neuesten Zahlenwerk der amtlichen Statistik geht hervor, daß der Umfang der industriellen Fertigung in den ersten fünf Monaten 1994 um 26 Prozent unter dem Vorjahreswert des gleichen Zeitraums lag. Der Stabschef von Präsident Boris Jelzin, Sergej Filatow, hob unterdessen positive Entwicklungen bei Handel und Banken hervor.

Die chemische und petrochemische Industrie hatten Einbußen von 35 Prozent hinzunehmen. Sorgenkind der Regierung bleibt die Schwerindustrie, besonders der Maschinenbau – dort wurde 45 Prozent weniger produziert als 1993. Aus Regierungskreisen verlautete, daß der Bankrott zahlreicher Staatsunternehmen unvermeidbar sei. 1993 war die Industrieproduktion im Vergleich zu 1992 um 16 Prozent geringer ausgefallen.

Die statistischen Erhebungsmethoden für den Zustand der russischen Wirtschaft stammen allerdings noch aus den Zeiten der Sowjetunion, so daß die Ergebnisse in den am härtesten von den Reformen betroffenen Branchen einen unverhältnismäßig großen Einfluß auf das Gesamtbild haben. So wird der neu entstandene Handelssektor noch kaum erfaßt.