BündnisGrüne Männerfragen

■ betr.: „Machos, Rambos & Hirn wichser?“, taz vom 8.6.94

Als Verantwortlicher für die Koordination der Vorbereitung des Kongresses „Zwischen Rambo und Märchenprinz“ am 28.5.94 in der Börse in Wuppertal enttäuscht mich der Gesinnungsjournalismus des Bernd Müllender, wie er in dem abgedruckten Interview zum Ausdruck kommt. Die taz hat es für richtig gehalten, über unsere Veranstaltung nicht zu berichten, statt dessen erhält die interessierte LeserInnenschaft nur dieses Gespräch.

Bernd Müllender, der von uns als Moderator des kritisierten Forums engagiert war, hat eine nicht unerhebliche Mitverantwortung für den Verlauf.

Keineswegs will ich die teilweise abenteuerlichen Wortbeiträge unseres Oberrealos Wolfgang Schmitt in Schutz nehmen. Dieses Forum (15 Teilnehmer), das mit einem Video (Fremd- und Selbstwahrnehmung grüner Männer) eröffnet wurde, hatte die Form einer Podiumsdiskussion. Gleichzeitig tagten parallel sechs weitere Foren. Über deren Qualität und Ergebnisse konnte der Interviewpartner Manuel Hoffmann natürlich nichts wissen. Redlich wäre es gewesen, wenigstens auf diesen Sachverhalt hinzuweisen. Daß die Landtagsabgeordneten Michael Vesper und Roland Appel sowie das Landesvorstandsmitglied Christian Simmert mitdiskutierten, findet keine Erwähnung.

Wenn Manuel Hoffmann unsere Tagung pars pro toto für Mist hält, ist ihm das wohl nicht übelzunehmen, dem Journalisten Müllender muß ich aber die rote Karte zeigen. Jens Petring, Wuppertal

Achtung Autofahrer! Ihnen kommt auf der Autobahn der nordrhein-westfälischen Grünen in Höhe der Männerpolitik ein Falschfahrer entgegen. Bitte fahren Sie äußerst vorsichtig, wir melden, wenn die Gefahr vorüber ist.

M. Hoffmann: „Ein Falschfahrer?! So ein Unsinn! Hunderte!

Karrieregeil haben es schon viele geschafft, einmal in der Zeitung zu stehen, wenige allerdings so widerlich wie Michael Hoffmann. René Bongartz, Tübingen

Sowohl nach Auffassung des Journalisten als auch des befragten grünen „Basismitgliedes“ haben die prominenten grünen Männer auf dem Kongreß wenig zum Thema Gleichberechtigung und Mannsein beigetragen. Es habe sich um „Karriereleute“ gehandelt. Ob das eine geschlechtsspezifische Sache ist, mit Ellenbogen und Durchsetzen, ist das eine.

Das andere ist: Warum sind die hohen Posten so attraktiv? Neben Geld auch folgendes: Wer Abgeordneter ist, dessen Statements werden von den Medien verbreitet, auch wenn es sich um Stuß handelt.

Wenn die taz sich dagegen wendet, tut sie gut daran, auch über die Basis zu berichten. Ein wichtiger Schritt war, zum grünen Männerkongreß ein Neumitglied zu befragen. Weiter wäre es interessant, wenn die taz öfter mal was zum Thema „Männerrolle, Männerveränderung“ bringt, was da so konstruktiv läuft, auch wenn die Männer, die das machen, keine sicheren Listenplätze haben. Manfred Hübner, Mannheim

[...] Ich war als grüner Mann aus Hamburg extra angereist zum ersten grünen Männerkongreß nach Wuppertal und habe ihn ganz anders empfunden. Nämlich sehr amüsant, nett und kommunikativ und vor allem mal ohne unsere grünen Radikal-Feministinnen, die echte Ätz-Tussis sein können. Als grüner Mann, der schon 14 Jahre in der grünen Partei ist, empfehle ich dem jungen Mann aus NRW vom Landesvorstand etwas mehr Gelassenheit und vor allem Frustrationstoleranz, sonst wird das nicht mit ihm in dieser Partei. Gottlob heißt sie ja jetzt Bündnis90 vorneweg, und auf den Vorspann gebe ich viel.

Aber zum Männerkongreß: Nur der Bezug auf das Forum 5 „DIE Partei – DIE Politik – DIE Macht – DER Druck“ bringt's nun auch nicht. Die Ansichten von Wolfgang Schmitt teile ich voll und ganz. Mir ist mehr der Roland Appel auf den Keks gegangen, der als vollendeter Selbstdarsteller auftrat und scheinbar noch voll in der Adoleszenzkrise steckt. Michael Vesper als patriarchalischer Geschäftsführer der NRW-Grünen- Landtagsfraktion war auch überzeugend, und insgesamt war es eigentlich keine selbstgefällige, sondern eine selbstkritische Nabelschau, die da auf dem Podium im Forum 5 geboten wurde. Wobei der Moderator Müllender auch schon die spannenden Fragen stellte.

Aber insgesamt noch mal: Es war ein voller Erfolg, der grüne Männerkongreß, angefangen vom Männerkabarett „Zwei vor zwölf“, über die verschiedenen Foren bis hin zu den Eingangsreferaten von Maria Mies, einer altfränkischen Feministin, bis hin zu den interessanten Forschungsergebnissen über die deutschen Männer von Prof. Dr. Werner Hollstein. Hoffentlich gibt's bald den zweiten grünen Männerkongreß! Michael Rittendorf, Hamburg