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: Schlecht drauf

„Hauptsache gut drauf“, Freitag, 13.45 Uhr, 3sat

Wie sieht sie aus, die schöne, neue Fernsehwelt von morgen? Schräger? Bissiger? Spontaner? Schön wär's. Aber ach! Das Modischste, was das „ZDF-Verbundvolontariat 1992/94“ in seinem Magazin über „die Sucht nach Unterhaltung“ zu bieten hatte, war noch das neo-existentialistisch schwarze Outfit des als Kronzeugen engagierten Harald Schmidt. „Kaputt, krank und mehrheitsfähig“ sind für ihn die Essentials des Entertainments – aber da ist er bei den Mainzer Fernseh-Eleven an der falschen Adresse.

Ihre Fingerübungen ähnelten dem Abschluß der Video-Projektwoche TV an einem kleinstädtischen Gymnasium. Babette Einst – Modell „Christiansen“ – demonstrierte in ihren Moderationen die gelernten atemtechnischen Ausspracheübungen, während sich ihre reportierenden KollegInnen – Kameras und Mikros ziellos umherschwenkend – noch im „ZAK“igen „Spiegel-TV- Deutsch“ versuchten. Aber selbst die Bonmots vom „filialisierten Frohsinn“ oder der „Animation für den modernen Passiv-Zecher“ konnten die Monotonie des Berichts nicht überdecken.

Ach, hätten sie doch wenigstens auf die Worthülsen des ZDF-Unterhaltungs- Yuppie Kogel gehört: „Unterhaltung ist Emotion, Freude, Spaß, Leben“, dozierte der, und Sat.1-Doetz wußte: „Unterhosen, Untermensch und dann auch noch Unterhaltung...“ Offensichtlich wußten die ZDF-Volontäre mit der leichten Muse nichts anzufangen. Ihre abgeklärten Kommentare zeigten, was die Macher von morgen am meisten fürchten – den „horror vacui“: „Fernsehen der Zukunft – ein diffuses Flimmern, das keine Wirkung mehr hinterläßt?“ In der ZDF-Abteilung „Ausbildung“ hat die Zukunft bereits begonnen. Dieter Deul