Pleite von Balsam löst Kettenreaktion aus

■ Landesbank erstattet Strafanzeige gegen Wirtschaftsprüfer von Procedo

Frankfurt/Main (taz) – Betroffen von der Pleite der weltweit größten Herstellerfirma für Sportböden und Sportanlagen, der Balsam AG und ihrer 25 Tochterfirmen im In- und Ausland, sind neben 1.500 Beschäftigten und den Gläubigern offenbar auch diverse Sportvereine (sic!). Weil der Konkurs bei Balsam (Schaden womöglich 1,6 Milliarden Mark) auch die Bilanz der in Wiesbaden ansässigen Procedo Gesellschaft für Exportfinanzierung in die roten Zahlen hat abrutschen lassen, müssen sich etwa die Handballer aus der hessischen Landeshauptstadt mit ihrem Etat zukünftig bescheiden. Procedo war der Hauptsponsor der Zweitligamannschaft mit den großen Händen, die jetzt mit leeren Händen dasteht. Für alle von Procedo gesponserten Sportvereine der Region hatte Procedo- Geschäftsführer Klindworth in der vergangenen Woche nur ein Achselzucken übrig. Und auch die Initiatoren des renommierten Rheingau-Musikfestivals werden sich in diesem Jahr bescheiden müssen. Von der angekündigten Spende von knapp einer halben Million Mark gingen erst 100.000 Mark auf dem Konto des regionalen Festivals der klassischen Musik ein.

Gelder von Sponsoren mit leeren Taschen einzuklagen dürfte wenig Aussicht auf Erfolg haben. Ohnehin sicherten sich die Banken – wie im Pleitefall Schneider – den vorrangigen Zugriff auf die verwertbaren „Reste“ der vor dem Zusammenbruch stehenden Balsam AG. Deutsche Bank und Dresdner Bank sicherten sich ihr Kreditrisiko in Sachen Balsam AG schon 1990 mit einer sogenannten Globalzession ab. Das heißt, Einnahmen, die jetzt noch bei Balsam eingehen, landen sofort in den Kassen der beiden Großbanken. Und die Kleingläubiger werden wieder mal leer ausgehen. Von den Wirtschaftsprüfern gelinkt fühlt sich die Landesbank Rheinland- Pfalz. Weil die Procedo, deren Hauptgeschäft es war, fällige Rechnungen für Balsam einzutreiben, aufgrund von Testaten angeblich unabhängiger Gutachter von der Landesbank als „erstklassiger Schuldner“ eingestuft worden war, flossen jahrelang Gelder in noch unbekannter Höhe auch aus Mainz auf die Konten von Procedo. Wie die Pleitefirma in Wiesbaden zu diesen erstklassigen Referenzen kam, will der Vorstandsvorsitzende der Landesbank, Klaus Adam, jetzt von den Staatsanwälten klären lassen. Klaus-Peter Klingelschmitt